Digitale Archive

Ich selbst habe mal eine Projektarbeit zur Digitalisierung von Archivbestaenden gemacht ("Die Welt des Hieronymus Bosch". Entwicklung einer multimedialen Modelldatenbank auf der Grundlage von LARS II - Konzeption einer Datenbank fuer einen heterogenen kunsthistorischen Bestand im Hinblick auf die Realisierung in einem relationalen Datenbankmodell, Abschlussarbeit am Institut fuer Information und Dokumentation, Potsdam 1995). Und zwar war das eine themenbezogene Datenbank zu Hieronymus Bosch. Ziel war die Zusammenstellung von Bildern, Texten und Toenen zum Themenkreis Bosch. Ich habe mit dem Datenbanksystem LARS gearbeitet, in das man relativ einfach Bilder und Toene neben Texten darstellen und am Bildschirm abrufen kann.

Genutzt habe ich dabei Quellen aus dem Wilhelm-Fraenger-Archiv. Der Kunsthistoriker Fraenger hat schwerpunktmaessig ueber Bosch gearbeitet, so dass hier etliche Dokumente zur Verfuegung standen. Fuer Archivare und auch Wissenschaftliche Dokumentare besteht der Vorteil natuerlich darin, dass die Dokumente ohne grosse Sucherei am Bildschirm abrufbar sind. Das waere beispielsweise bei Nachlaessen, die aus Briefen bestehen, wunderbar, da man dann neben dem reinen Text auch den handschriftlichen Brief als Bild ansehen koennte. Ausserdem laesst sich ueber eine Datenbank, je nach Typ, wunderbar recherchieren. Wenn man Glueck hat, gibt es eine Volltextrecherche, so dass jedes Wort, das im Text erscheint auch einzeln suchbar ist. Andererseits ist eine tiefgehende Verschlagwortung natuerlich sehr wichtig.

Fuer die Bestaende hat es den Vorteil, dass nicht jedes einzelne Dokument bewegt und beruehrt werden muesste. Man koennte dann genau am Bildschirm auswaehlen, was man wirklich im Original benoetig. Das schont die Dokumente. Das alles bedarf aber, und das ist ein Nachteil der ganzen Sache, eines grossen Arbeitsaufwands. Vor allem, wenn man Faximiles sehen moechte, muss alles zunaechst eingescannt werden. Und aus der Digitalisierung ergibt sich eine weitere Gefahr. Am PC laesst sich alles beliebig veraendern. Die Authentizitaet ist so nur in ausgesprochen serioesen Einrichtungen gewahrt und muss u.U. genau ueberprueft werden. Ansonsten habe ich Erfahrung mit digitalisierten Presse-Archivbestaenden, wie es zum Beispiel der Suedwestfunk benutzt. Auch das Kunsthistorische Institut der Humboldt-Uni arbeitet inzwischen mit einem digitalen Bildarchiv. Dort werden alle konventionellen Dias eingescannt und anhand einer Systematik verschlagwortet, so dass die StudentInnen ihr benoetigten Bilder am Bildschirm auswaehlen koennen. Eine sehr schoene Sache.

Ueberhaupt gibt es ja inzwischen eine Menge Presse-Archive, die ihre Zeitungen/Zeitschriften sowohl als CD-rom als auch online anbieten. Man kann dort nach Datum, Autor, Schlagwort oder sonstigen Begriffen suchen und den Text haeufig unmittelbar ausdrucken.

Herzliche Gruesse

Petra Weckel


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: "Weckel" <weckel@rz.uni-potsdam.de>
Subject: Re: Anfrage: Digitalisierte Archive
Date: 12.11.1997


       

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