Workshop
Lebens- und Berufsverlaeufe von Naturwissenschaftlerinnen, Ingenieurinnen und Medizinerinnen im Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg
Freitag, den 16. Februar 2001, von 10 - 17 Uhr
Ernst-Reuter-Platz 7, 10587 Berlin, Raum TEL 2003
Konzeption und Organisation: Dr. Karin Zachmann, Dr. Helga Satzinger
Kriege fuehrten stets nicht nur zu einer Infragestellung der politischen, sondern auch der sozialen und der Geschlechterordnung. Sowohl im Zweiten Weltkrieg als auch im Kalten Krieg gingen Verschiebungen und Neubewertungen von Aufgabenstellungen im Bereich von Wissenschaft, Technik und Medizin mit Veraenderungen in den Aufgabenverteilungen zwischen den Geschlechtern einher. In beiden Kriegen bemuehten sich die politischen Eliten um eine Mobilisierung von Frauen fuer Wissenschaft, Technik und Medizin. Vakanzen auf Arbeitsplaetzen und veraenderte Prioritaeten in den Themenstellungen eroeffneten neue und erweiterten vorhandene Handlungsspielraeume fuer Frauen in maennlich codierten Bereichen. Geschlecht trat als Kriterium fuer Ein- bzw. Ausschluss gegenueber anderen Differenzierungskategorien zeitweilig zurueck. Die Gegensaetze in einer politisch polarisierten Welt ueberlagerten die Polarisierungen der Geschlechterordnung. Das verlieh der Geschlechterdifferenz eine neue Bedeutung im Kontext der jeweiligen politischen Lager und veraenderte die Handlungsspielraeume von Frauen in Naturwissenschaft, Technik und Medizin im Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg. Der Workshop zielt darauf, diese Veraenderungen anhand der Lebens- und Berufsverlaeufe von Naturwissenschaftlerinnen, Ingenieurinnen und Medizinerinnen zu untersuchen.
Drei Fragen stehen im Mittelpunkt:
* Wie verorteten sich Frauen, die durch die nationalsozialistische Wissenschafts-, Technik- und Gesundheitspolitik in die Fachwelt ihres Berufes eingebunden wurden, und wie verorteten sich jene, die ausgeschlossen und vertrieben wurden, nach 1945 in den politischen Lagern des Kalten Krieges?
* Welche Relevanz hatten Kontinuitaeten und Brueche in den Berufsbiographien der Frauen im Kontext fachspezifischer und politischer Entwicklungen in Naturwissenschaft, Medizin und Technik?
* Fuehrten die kriegspolitischen Umformungen der Geschlechterordnungen zu laengerfristigen Veraenderungen in den Geschlechterverhaeltnissen in Naturwissenschaft, Medizin und Technik?
Programm
10.00 Begruessung
Diskussionsleitung: Helga Satzinger, TU Berlin
10.15 Annette Vogt, Max-Planck-Institut fuer Wissenschaftsgeschichte, Berlin
Ueber Schwierigkeiten beim Umgang mit der eigenen Biographie - das Beispiel
der Physiko-Chemikerin Erika Cremer (1900-1996)
Elvira Scheich, TU Berlin
Lise Meitner: "Eine gewonnene Einsicht kann man nicht bedauern, auch wenn
sie
das Leben etwas komplizierter macht." - Wissenschaftsverstaendnis und die
Unversoehnbarkeit der Erinnerungsperspektiven
11.45 Pause
12.00 Astrid Schuermann, TU Berlin
Ein Nobelpreis bringt noch keine Gleichberechtigung. Irene Joliot-Curie -
eine Projektvorstellung
12.45 Mittagspause
Diskussionsleitung: Carola Sachse, Praesidentenkommission "Geschichte der
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus", Berlin
14.00 Friederike Kersting, Berlin
Wissenschaft - Emigration - Politik. Lebensstationen der Physikerin Grete Herrmann
Sabine Schleiermacher, FU Berlin
Weibliche Gesundheitspolitik zwischen Ost und West. Zwei Beispiele
biographischer Spurensuche im Nachkriegsdeutschland
15.30 Pause
15.45 Karin Zachmann, TU Berlin
Erfolgskarrieren nach Grenzueberschreitungen von West nach Ost und von Ost
nach West. Zwei technische Physikerinnen im Kalten Krieg
16.30 Abschlussdiskussion
Zentrum fuer Interdisziplinaere Frauen- und Geschlechterforschung
am FB 1 der TU Berlin,
Sekr. TEL 20-1, Ernst-Reuter-Platz 7,
10587 Berlin,
Tel. 030/314 269 74,
Fax 030/314 269 88,
e-mail: zifg@kgw.tu-berlin.de,
http://www.kgw.tu-berlin.de/ZIFG/
Wir danken dem Foerderkreis des Zentrums fuer Interdisziplinaere Frauen- und Geschlechterforschung am FB 1 der TU Berlin fuer seine Unterstuetzung bei der Realisierung dieses Workshops.
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