Konferenz
Fuerstliche und adlige Witwen in der Fruehen Neuzeit Zwischen Fremd- und Selbstbestimmung
Veranstalter:Institut fuer saechsische Geschichte und Volkskunde e.V., Dresden, und Staatlicher Schlossbetrieb, Schloss Rochlitz Organisation:Dr. Martina Schattkowsky, unter Mitarbeit von Maike Guenther M.A. Veranstaltungsort:Schloss Rochlitz/Sachsen
Veranstaltungstermin: 21. bis 23. Juni 2001
Ziel der Rochlitzer Tagung ist es, Einzelstudien der verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen (Verfassungs- und Rechtsgeschichte, Frauen- und Geschlechterforschung, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, historische Kulturforschung) zum Thema "Witwenschaft" zu buendeln sowie die politischen, oekonomischen und kulturellen Handlungsmoeglichkeiten von verwitweten Fuerstinnen und Adligen in einer systematischen und komparativen Zusammenschau zu eroertern. Gefragt wird nach territorialen Unterschieden in der Erfahrung von Witwenschaft besonders unter dem Einfluss geistiger Veraenderungen im Zuge von Humanismus Renaissance und Reformation. Einbezogen werden Untersuchungsbeispiele u.a. aus Sachsen, Mecklenburg, Wuerttemberg, Hessen und Ostfriesland.
Zur Diskussion stehen Ergebnisse der deutschen und internationalen Forschung ueber die in den Heirats- und Wittumsvertraegen abgesteckten rechtlichen Rahmenbedingungen zur Witwenversorgung und deren Umsetzung in der Alltagspraxis. Die Darstellung der verschiedenen Facetten des Witwenstandes soll weder von einem zu euphorischen Bild eines "goldenen Lebensalters der Frau" ausgehen noch gaengigen Klischeevorstellungen von der leidenden, armen und schutzbeduerftigen Witwe folgen, sondern zielt auf Analysen der konkreten Lebenspraxis dieser Frauen. Dabei sind die jeweiligen materiellen und rechtlichen Voraussetzungen ebenso zu beruecksichtigen wie konfessionelle und familiaere Hintergruende, Lebensalter, Bildung und Erziehung oder Persoenlichkeitsstrukturen. Von besonderem Interesse ist die Frage, wie verwitwete Frauen aus diesen sozialen Schichten die von Kirche, Staat und Familie aufgestellten Normen im Verlaufe der Fruehen Neuzeit verinnerlicht oder auch gegeneinander ausgespielt haben.
Aufmerksamkeit erlangen nicht allein traditionelle Aufgabenfelder dieser Witwen wie etwa in der Heiratspolitik, in familiaeren Fragen sowie auf dem Gebiet der Wohltaetigkeit und Religiositaet, sondern vor allem ihre Teilhabe an Herrschaft und ihr Wille zur politischen Gestaltung, wozu besonders im 16. Jahrhundert ein starkes Engagement fuer kirchliche Reformen und Reformation gehoerte. Aus einem breiten Spektrum der Betaetigungsfelder von Fuerstinnen und Adligen zur Zeit ihrer Witwenschaft - von der Regentin, Vormundschaftsregentin, Herrin bzw. Verwalterin eines Witwenhofes und Aebtissin ueber die Wohltaeterin und Gruenderin von Kloestern bzw. Damenstiften bis hin zur Kunstmaezenin, Schriftstellerin oder Buechersammlerin - sollen Schwerpunktbereiche herausgegriffen und diskutiert werden. Im Mittelpunkt der Tagung steht die Rolle von Witwen bei der vormundschaftlichen Regierung eines Landes sowie bei der Leitung und Verwaltung eines Witwensitzes. Damit verbinden sich Fragen nach dem Verhaeltnis von Frauen und Macht sowie nach besonderen geschlechtsspezifischen Formen von "Witwenherrschaft". Einzubeziehen sind darueber hinaus Studien, die speziell auf die Inszenierung und Selbstinszenierung dieser Witwen im Rahmen ihrer eigenen Hofhaltung sowie auf politische, oekonomische, kuenstlerische oder literarische Wirkungsbereiche eingehen.
Auf diese Weise soll auf der Grundlage sowohl von uebergreifenden und speziellen Themenbereichen gewidmeten Beitraegen als auch von Fallstudien versucht werden, zu einem differenzierten und aussagefaehigen Bild ueber den schwierigen Weg fuerstlicher und adliger Witwen in der Fruehen Neuzeit zwischen Fremd- und Selbstbestimmung zu gelangen.
Das Tagungsprogramm erscheint im Maerz 2001 unter: www.isgv.de
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