Erfahrungen des Selbst - Kulturen des Widerspruchs
17.-19. Mai 2001 in Frankfurt am Main, Johann Wolfgang Goethe-Universitaet
Veranstaltet vom Graduiertenkolleg: "Oeffentlichkeiten und
Geschlechterverhaeltnisse.
Dimensionen von Erfahrung" Johann Wolfgang Goethe-Universitaet & Universitaet
Gesamthochschule Kassel, Cornelia Goethe Centrum, Johann Wolfgang
Goethe-Universitaet & Interdisziplinaere Arbeitsgruppe Frauenforschung,
Universitaet Gesamthochschule Kassel
Das interdisziplinaere Graduiertenkolleg "Oeffentlichkeiten und
Geschlechterverhaeltnisse. Dimensionen von Erfahrung" arbeitet an einer
Rekonzeptualisierung der Kategorien Oeffentlichkeit und Erfahrung. Ausgangspunkt
bildet die These, dass die Trennung von oeffentlichen und privaten Sphaeren
in der buergerlichen Gesellschaft fuer das Verhaeltnis der Geschlechter
konstitutiv ist. Konstruktionen von "Oeffentlichkeit" und "Privatheit"
beeinflussen unterschiedliche Handlungsmoeglichkeiten fuer Maenner und Frauen.
Sie ermoeglichen Zugang zu Herrschaft und Beteiligung an Souveraenitaet,
produzieren aber auch Ausschluesse und initiieren Widersprueche und
Gegendiskurse. Die Kategorie der Erfahrung ist dabei nicht nur in der Moderne
Medium und Beweggrund von Kritik sowie Anstoss zu Veraenderung.
Der Begriff der Erfahrung ist eine zentrale Kategorie innerhalb der Geistes-
und Sozialwissenschaften, der in verschiedenen Formen Eingang in das theoretische
und methodische Selbstverstaendnis der einzelnen Disziplinen gefunden hat.
Er hat entscheidenden Anteil an ihren jeweiligen Konzeptionen der Konstruktion
von Geschlecht und Geschlechterverhaeltnissen und damit verbunden insbesondere
an den Fragen der Subjekt- und Ideologiekonstitution. In Theorie und Praxis
werden Erfahrungen in vielfaeltiger Weise zum Pruefstein kritischer Beurteilung
der herrschenden Verhaeltnisse, zur autorisierenden Instanz, die Widerspruch
und Widerstaendigkeit begruendet. Da diese Wahrnehmung nicht jenseits
herrschender Ordnung existiert, sondern immer innerhalb konkreter historischer
Verhaeltnisse situiert ist, bleibt der Begriff auf uebergeordnete soziale
und symbolische Gefuege bezogen. Im Rahmen des Symposiums sollen nach einem
Eingangsvortrag die unterschiedlichen Dimensionen des Begriffs "Erfahrung"
in vier Themen orientierten Panels interdisziplinaer diskutiert werden.
Das erste Panel "Verborgene Erfahrung - eine andere Geschichte?"
thematisiert die Bezuege des Erfahrungsbegriffs zu Geschichte(n) und
Geschichtsschreibung. Im Zentrum stehen Marginalisierungserfahrungen als
Unrechtserfahrungen, die Formen ihrer "Ver-Oeffentlichung" und daran anknuepfende
methodologische Fragen: Gibt es eine "urspruengliche Erfahrung?" Ist es
zulaessig, von einer hierin sich artikulierenden "anderen Geschichte" auszugehen?
Das zweite Panel "Sprache der Literatur - Sprache der Bibel" diskutiert die
Rolle von Sprache und Literatur fuer die Konstruktion und Kodierung von
Erfahrung: Im Vordergrund steht die Funktion von Sprache als Medium von Erfahrung
und die Vermittlung von Erfahrungen durch Texte: Wie schlagen sich hegemoniale
und marginalisierte Erfahrungen in diesen nieder? Welche Widerstandspotentiale
sind mit ihrer Neu- und Wiederaneignung verbunden? Welche herrschenden Normen
werden andererseits tradiert?
Das dritte Panel "Diktierte Privatheit - beherrschte Erfahrung" fokussiert
Erfahrung entlang der Trennungslinien von Privatheit und Oeffentlichkeit
und stellt das Verhaeltnis von Politischem und Persoenlichem, von Normen
und Selbstentwuerfen, in den Mittelpunkt. Die Frage ist, wie sich herrschende
Diskurse dem Subjekt praesentieren und in welcher Weise Aneigungsprozesse
oder Widerstaende seitens der Individuen stattfinden.
Der Fokus auf Oeffentlichkeit und Privatheit wird im letzten Panel fortgesetzt.
Den Ausgangspunkt bildet die Privatsphaere und die Art und Weise, wie sie
rechtlich geschuetzt werden kann, ohne marginalisierende Mechanismen zu
wiederholen oder in neuer Form zu generieren. Hiervon ausgehend soll die
Wechselseitigkeit der Kategorien "privat" und "oeffentlich" vor dem Hintergrund
unterschiedlicher gesellschaftlicher Erfahrungen und Lebensentwuerfe diskutiert
werden.
Programm:
Donnerstag, 17. Mai 2001 (Aula, Hauptgebaeude)
18:00
Begruessung
Susanne Opfermann (Frankfurt) / Heide Wunder (Kassel) Brita Rang (Frankfurt),
Vizepraesidentin der Goethe-Universitaet
Eroeffnungsvortrag
Joan Scott (Princeton), "Fantasy and Experience"
Respondentin: Ute Gerhard (Frankfurt)
Freitag, 18. Mai 2001 (Konferenzraum III, Neue Mensa)
9:00-13:00
Panel I: Verborgene Erfahrungen - eine andere Geschichte?
Moderation: Pauline Puppel, Gudrun Heuschen (Kassel)
9:00-10:00 Vortrag
Regina Schulte (Florenz), "Bedeutungen des Unbedeutenden andenkend -
Selbstreflexionen zur Arbeit an verborgenen Geschichten"
10:15-11:15 Vortrag
Marion Kaplan (New York), "Jewish Responses to the Third Reich: Gendered
Reactions"
11:30-13:00 Podiumsdiskussion
weitere Teilnehmerinnen: Britta Konz (Kassel), Karen Nolte (Kassel), Katja
Sarkowsky (Frankfurt)
14:30-18:00
Panel II: Oeffentliches Reden: Sprache der Bibel, Sprache der Literatur
Moderation: Claudia Janssen (Kassel)
14:30-15:30 Vortrag
Luzia Sutter Rehmann (Basel), "Stimmen unter dem Tisch. Vom Herstellen einer
Gegenoeffentlichkeit in der Offenbarung des Johannes"
15:45-16:45 Vortrag
Caroline Field Levander (Houston), "'I'll Never Be Racist Again': Experiences
of Race and Gender in the Reading of Margaret Mitchell's Gone With the Wind"
17:00-18:00 Podiumsdiskussion
weitere Teilnehmerinnen: Stephanie Braukmann (Frankfurt), Yvonne Roth
(Frankfurt), Silke Wahle (Kassel)
Samstag, 19. Mai 2001 (Panel III: Konferenzraum III; Panel IV: Aula)
9:00-12:30
Panel III: Diktierte Privatheit - beherrschte Erfahrung?
Moderation: Susanne Hassert (Frankfurt)
9:00-10:00 Vortrag
Ulrike Gleixner (Berlin), "Religiositaet, Geschlecht und Selbstentwurf. Das
'Wochenbuch' der Beate Hahn (1778-1842)"
10:15-11:15 Vortrag
Gudrun Brockhaus (Muenchen), "Ambivalenzen weiblicher (Selbst)Bilder im
Nationalsozialismus - Die Verzahnung von Persoenlichem und Politischem in
den Erziehungsratgebern Johanna Haarers"
11:30-12:30
Podiumsdiskussion
weitere Teilnehmerinnen: Iris Geissler (Frankfurt), Ulrike Manz (Frankfurt),
Jutta Taege-Bizer (Kassel)
14:00-17:30
Panel IV: Privatheit und Oeffentlichkeit: Wechselnde Verhaeltnisse
Moderation: Anja Lieb (Frankfurt)
14:00-15:30 Vortrag
Jean Cohen (New York), "The Constitutionalization and Privatization of Family
Law: Two Conflicting Conceptions of Autonomy"
Respondentin: Christel Eckart (Kassel), Ursula Apitzsch (Frankfurt)
15:45-17:30 Podiumsdiskussion
weitere Teilnehmerinnen: Brian Currid (Frankfurt), Minna-Kristiina Ruokonen-
Engler (Frankfurt), Eva Saenger (Frankfurt), Stephanie Schuetze (Kassel),
Anja Weckwert (Frankfurt)
17:30 Ende der Tagung
Anmeldung/Kontakt:
Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenfrei, bedarf aber einer Anmeldung.
Bitte richten Sie Ihre telefonische oder schriftliche Anmeldung an:
Cornelia Goethe Centrum
Johann Wolfgang Goethe-Universitaet
Robert-Mayer-Str.5
- Fach 107 -
60054 Frankfurt
Tel.: 069-79823625
Fax: 069-79822383
E-mail:
ZfFrauenstudien@soz.uni-frankfurt.de
Homepage
http://www.uni-kassel.de/iag-ff/grako
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