Das Netzwerk Historisch Arbeitender Frauen und die Heinrich-Boell-Stiftung
bereiten in Kooperation mit der Europa-Universitaet Viadrina und dem Centre
for Gender Studies an der Universitaet Warschau vom 23. bis 25. November
2001 in Berlin und Frankfurt (Oder) die Tagung: "Religion und Geschlecht
in Mittel-Ost-Europa" vor.
Wir bitten alle wissenschaftlich und politisch arbeitenden Frauen und Maenner,
die zum skizzierten Themenbereich arbeiten und einen Beitrag (Referat,
Diskussionsbeitrag) leisten wollen, bis zum 1.6.01 ein etwa 1seitiges Angebot
an folgender Adresse, gerne auch per E-Mail, einzureichen:
Heinrich-Boell-Stiftung e.V., Abt. Inland, Herrn Michael Stognienko
Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin
Tel.: 030 - 285 34 - 241, Fax: 030 - 285 34 - 108
Inl-7@boell.de
Ansprechpartnerin der Vorbereitungsgruppe ist Jacqueline Koester.
****************************************************************************
Call For Papers:
Die gegenwaertigen politisch-sozialen Umbruchprozesse in Mittel- und Osteuropa
sind begleitet von Wandlungen kultureller Werte und
Institutionen. Eine im November geplante Tagung geht von den Hypothesen aus,
dass die Kategorien Religion und Geschlecht fuer gegenwaertige
Transformationsprozesse in mittelosteuropaeischen Laendern eine entscheidende
Bedeutung haben. Dabei stehen die widerspruechlichen bzw. gegenlaeufigen
Entwicklungen von Religiositaet und Kirchlichkeit in diesen Laendern mit
Veraenderungen des Geschlechterverhaeltnisses und der Geschlechterwahrnehmung
in Zusammenhang.
In der sozialistischen Vergangenheit wurden Religion und Kirche als mit dem
ideologischen Stigma eines ueberfluessigen Reliktes der Klassengesellschaft
behaftet interpretiert und standen in einem widerspruechlichen Verhaeltnis
zur jeweiligen Politik des Staates. Unter den vielfaeltigen Einschraenkungen
gemeinschaftsbezogener Rituale nahm die gesellschaftliche Relevanz und der
Einflussbereich von Kirche und Religion (scheinbar) ab. Anderseits entwickelte
sich jedoch auch ein politisch motiviertes Interesse an Religion und Kirche,
um Fragen der Menschenrechte, der Friedens- und Umweltproblematik und nicht
zuletzt der gesellschaftlichen Rolle der Frau artikulieren zu koennen.
Auf der Tagung sollen die Bedeutungs- und Formenwandlungen von Religiositaet
und Kirchlichkeit in Laendern Mittel- und Osteuropas waehrend der gegenwaertigen
Transformationsprozesse im Hinblick darauf verglichen werden, mit welchen
geschlechterpolitischen Implikationen und geschlechterspezifischen Auswirkungen
diese verbunden sind. Wie widerspiegelt sich die "Modernisierung" von
Geschlechterrollen im symbolischen Kontext von Kirche und Religion?
Zur Diskussion steht des weiteren die Frage, welche individuellen
Identifikationsangebote und Sinndeutungen Religion und Kirche unter den
Bedingungen einer gesellschaftlichen, politischen Orientierungskrise
bereitstellen koennen. Dabei sind geschlechter- und generationsspezifische
Interessen und Zugaenge zu analysieren. Wie lassen sich darueber hinaus Prozesse
der Saekularisierung und Entkirchlichung verstehen und geschlechtspezifisch
deuten? Was verbirgt sich hinter der ethischen Inanspruchnahme und der
Entgrenzung religioeser Begriffe innerhalb saekularisierter Gesellschaftsformen?
Wie entwickeln sich spezifische Tradierungen von Glaubensvorstellungen, von
Gemeinschafts- und Kommunikationsformen?
Ebenfalls von Bedeutung ist die Frage nach dem Verhaeltnis von Kirche und
Politik. Dabei werden nicht nur die spezifischen religioesen und kirchlichen
Diskurse und Aussagen zur Rolle der Frau in Kirche, Familie und Zivilgesellschaft
zu diskutieren sein, sondern auch das Verhaeltnis der Kirche zu aktuellen
gesellschaftlichen Themen wie Nation, nationale Erinnerungskultur, Militaer
und Westbindung.
Copyright ©1996-2002, H-Soz-u-Kult · Humanities · Sozial- und Kulturgeschichte