Hiermit moechte ich Sie auf eine Sonderveranstaltung hinweisen: Am Sonntag, den 7. Mai, fuehre ich eine Sonderfuehrung durch mit dem Thema "Ideologie und Selbstverstaendnis der SS-Totenkopfverbaende - Betrachtungen zu einer Moerdertruppe".

Die Fuehrung geht nicht (!) ueber das Gelaende der "eigentlichen" Gedenkstaette, sondern durch Teile des ehemaligen SS-Truppenlagers.

Zwei thematische Aspekte spielen eine Rolle: Erstens die Frage, wie man zum Moerder ausgebildet wurde (den "Einstieg" bildete die Ausbildung auf diesem Gelaende, nicht im Schutzhaftlagerbereich !), Quellengrundlage bilden Auswertungen aus Sachsenhausen-Prozessen, dargelegt wird dies an drei typischen Charakteren: Sorge (ideologisch ueberzeugt), Kaiser (aus pragmatischen Gruenden in die SS eingetreten) und Schubert (der kompensierte Minderwertigkeitsgefuehle). Ausserdem werden die Mechanismen dargelegt, die gewoehnliche Menschen zu Moerdern machte, was natuerlich auch wieder Rueckwirkungen auf die Betreffenden hatte: Wo gab es Konflikte zwischen Ideologie und dem "Privatem" ? Wie wurden diese kompensiert ? Stichwort "Doppelung" (Robert J. Lifton: Ärzte im Dritten Reich).

Zweitens geht es um Zusammenhaenge zwischen Ideologie und der Architektur des ehemaligen KZs Sachsenhausens. Dies spiegelt sich gerade in Sachsenhausen wider, weil Sachsenhausen das erste vollstaendig gebaute Konzentrationslager 1936 war. Zuvor hatte man alte leerstehende Gebaeude als KZs verwendet (Dachau war zunaechst eine leer stehende Munitionsfabrik). Himmler hatte Sachsenhausen als das erste "moderne" Konzentrationslager bezeichnet.

Da inzwischen nun auch die Entscheidung ueber die Zukunft des Gelaendes getroffen wurde (die Stadt Oranienburg moechte den dritten ueberarbeiteten Entwurf des Architekten Daniel Libeskind umsetzen - "Bebauungsplan Nr. 06 'Ehemaliges SS-Truppenlager Sachsenhausen', Vorentwurf, Begruendung gemaess § 9 Abs. 8 BauGB), besteht die Moeglichkeit, auch hierueber am Ende der Fuehrung etwas anzumerken.

Beginn der Fuehrung: 14.00 Uhr, Treffpunkt in der Gedenkstaette am sg. "Turm A" (Besucherbetreuung).

Dauer: etwas ueber zwei Stunden aufgrund der Groesse des Gelaendes

Unkostenbeitrag: 5 DM pro Person, 3 DM ermaessigt (Schueler, Studenten, Rentner, Arbeitslose)
Kinder bis 14 Jahre frei

ÖPNV:

Fahrzeit inkl. Fussweg vom S-Bhf. Friedrichstrasse (S1) ca. 70 min., die S-Bahn faehrt alle 20 Minuten. Seit August gibt es auch eine Busverbindung vom Bhf. Oranienburg, am Wochenende allerdings faehrt der Bus nur alle zwei Stunden. Einzige Moeglichkeit mit dem Bus 804 Richtung Malz (Anker) um 12.40 Uhr, dann ist man bereits um 12.45 Uhr in der Gedenkstaette und hat noch Zeit, sich ueber andere Themen zu informieren (z. B. ueber Sinti und Roma im Nationalsozialismus oder ueber die Verfolgung Homosexueller).

Soweit,

Dipl.-Pol. Thomas Biegel, Berlin

Weitere Termine für 2000: 4.Juni, 3. September und 10. Oktober


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: "Thomas Biegel" <T.Biegel@transmedia.de>
Subject: Veranstaltungshinweis Gedenkstaette Sachsenhausen
Date: 18.04.2000


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