Das Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) und das Filmmuseum Potsdam präsentieren:

Die Film- und Vortragsreihe "Die schwierige Vergangenheit - Bilder von Verfolgung und Widerstand"

(September 2000 bis März 2001)

Nach dem ersten Zyklus, der 1999 auf erfreulich gute Resonanz gestoßen ist, werden in einer weiteren Reihe Spielfilme der vierziger bis sechziger Jahre aus verschiedenen osteuropäischen Ländern vorgestellt. Die Filme geben überraschende Einblicke in Deutungs- und Darstellungsmuster der Erfahrung mit dem Nationalsozialismus in verschiedenen Ländern, von Verfolgung, Besatzung, Kollaboration und Widerstand.

Prof. Christoph Kleßmann, Direktor des ZZF, eröffnet die Reihe am Donnerstag, 7. September, 19 Uhr im Filmmuseum Potsdam
Gezeigt wird Morituri (Deutschland 1948 Regie: Eugen York, Buch: Gustav Kampendonk, nach einer Idee von Artur Brauner, 88 min)
Einführung: Dr. Thomas Heimann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZZF

Unter diesem düsteren Titel, der an die Todgeweihten in den römischen Arenen erinnert, lief der Film 1948 in den deutschen Kinos. Er konfrontierte die Zuschauer mit der ethnischen und politischen Verfolgung unter dem Nationalsozialismus. Eine zusammengewürfelte Gruppe entflohener KZ-Häftlinge verschiedener Nationen, jüdischer Überlebender, aus Dörfern geflohener Bauernfamilien harren in den letzten Kriegsmonaten zwischen den deutschen und russischen Frontlinien in einem Waldversteck aus. Dieses zwischen Realismus und Melodram schwankende, stilistisch uneinheitliche Zeitdokument erfuhr damals heftige bis ablehnende Reaktionen in den deutschen Kinos, er störte die beginnende Verdrängung der Vergangenheit. Es ist der erste deutsche Spielfilm über die KZ-Erfahrung. Realisiert und fotografiert wurde es von Routiniers des Ufa-Kinos (Eugen York, Werner Krien, Bruno Monden) und dem Szenaristen des expressionistischen "Cabinet des Dr. Caligari", Herbert Warm. Wir freuen uns, Artur Brauner, den Produzenten des Films, begrüßen zu dürfen.

Die Reihe startet mit zwei frühen Nachkriegsfilmen, die auf damals noch frischen Erinnerungen an die nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager beruhen. Nach Morituri folgt am 5. Oktober der polnische Film Die letzte Etappe (1948, Wanda Jakubowska, Gerda Schneider). In dem sowjetischen Ein Menschenschicksal (1958, Sergej Bondartschuk) aus der Zeit des "Tauwetters" nach 1956 wird die Konfrontation russischer Soldaten mit den deutschen Besatzern und den Folgen des Krieges thematisiert (Vorführung am 9. Januar 2001). Widerstandserfahrung und -stilisierungen sind an dem DEFA-Film Stärker als die Nacht (1954, Slatan Dudow, Jeanne und Kurt Stern), der am 9. November 2000 zu sehen ist, dem am 7. Dezember gezeigten rumänischen Film Die Donau brennt (1959, Liviu Ciulei) und dem tschechischen Das höhere Prinzip (1959, Jiri Krejcik) am 6. Februar 2001. Abschluß der Reihe bildet der ungarische Film Kalte Tage (1966, András Kovaczs) am 15. März 2001. Er brach mit dem Tabu ungarischer Kollaboration mit dem deutschen Faschismus und berührt in seiner Sicht auf die Verstrickung "einfacher Soldaten" in Greueltaten an Zivilisten auch aktuelle Diskussionen über die Bewertung der deutschen Wehrmacht. Die Filme werden mit einer Einführung von Historikern gezeigt.

Zu jeder Vorführung wurden je eine westdeutsche Wochenschau und eine Folge des "Augenzeugen" der DDR aus dem deutschen Erstaufführungsmonat des jeweiligen Films ausgewählt, um ein zusätzliches Zeitkolorit zu schaffen. Nach den Vorführungen ist herzlich zur Diskussion eingeladen.

Termine:

Ort: Filmmuseum Potsdam
Unkostenbeitrag: 6 DM

Ansprechpartner und weitere Informationen: ZZF Potsdam Tel 0331-28991 57 Fax 0331-28991 60


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: Thomas Heimann <heimann@zzf-pdm.de>
Subject: Film- und Vortragsreihe "Die schwierige Vergangenheit"
Date: 25.08.2000


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