Tagung im Rahmen des Teilprojekts B 5 des SFB 541
"Ausbildung kollektiver Identitaeten im Renaissance-Humanismus"
12.-13. Mai 2000 Freiburg im Breisgau
Veranstalter: Prof. Dr. Dieter Mertens, Dr. Klaus Graf
Tagungsort: Senatssaal, Alte IHK,
Wilhelmstr. 26, Freiburg
Der Friede von Basel vom 22. September 1499 legte eine halbjaehrige kriegerische Auseinandersetzung bei, die je nach Standort als "Schweizerkrieg" oder "Schwabenkrieg" firmiert. Anknuepfend an den wissenschaftlichen Ertrag der in der Alpenregion stattfindenden Veranstaltungen des Jubiläumsjahres 1999 (siehe http://www.1499.ch) soll die Arbeitstagung des Projektes B 5 "Ausbildung kollektiver Identitaeten im Renaissancehumanismus" im Rahmen des Freiburger Sonderforschungsbereiches 541 "Identitaeten und Alteritaeten" dieses Schluesselereignis in den Blick nehmen. Geplant ist keine faktographische oder gar militaerhistorische Erkundung; vielmehr zielt die Fragestellung auf den bedeutenden Beitrag des Ereignisses bei der Ausbildung kollektiver Identitaeten in Suedwestdeutschland um 1500 ab. Koenig Maximilian und das Haus Habsburg, die Reichsstaende und der Schwaebische Bund standen damals einem territorialen Gebilde gegenueber, das sie zunehmend als Fremdkoerper in der oberdeutschen Staendegesellschaft wahrnahmen: der gesellschaftlich anders strukturierten Schweizer Eidgenossenschaft. Der Einsatz von Feindbildern auf beiden Seiten unterstreicht die Bedeutung des Alteritaets-Aspekts bei der Konstruktion kollektiver Identitaet. Der von den Schweizern mit mehreren Schlachten gewonnene Krieg trug erheblich zur Formierung ihres Selbstbewußtseins bei und fuehrte zu einer deutlicheren Abgrenzung von den Nachbarn. In Graubuenden wird dem Schwabenkrieg eine wichtige Rolle bei der Ausbildung einer eigenen "Buendner Identitaet" zugemessen. Doch nicht nur territoriale, regionale ("Schwaben" versus "Schweizer") und staendische Konkurrenzen kamen 1499 zum Austrag, der Schwabenkrieg gilt auch als "die klassische Auseinandersetzung zwischen eigenoessisch-buendnerischen Kriegern und deutschen Landsknechten" (Padrutt). Die Situierung des Geschehens in einem breiteren Kontext wird Ereignis, Struktur und Diskurs aufeinander zu beziehen haben. Machtpolitische Konstellationen werden dabei mit wahrnehmungsgeschichtlichen Befunden etwa zur gelehrten und volkssprachigen Publizistik zu konfrontieren sein.
Freitag,12.5.00
09.15
Prof. Dr. H.-J. Gehrke, Sprecher des SFB 541, Prof. Dr. D. Mertens,
Freiburg
Einfuehrung
09.45
Dr. Bernd Marquardt, St. Gallen
Schwabenkrieg und Identitaetsbildung im Bereich von Bodensee und Alpenrhein
10.30 Kaffeepause
11.00
Prof. Dr. Werner Meyer, Basel
Basel und der Schwabenkrieg
11.45
Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Brady, Berkeley
Turning Swiss: The Swiss Sonderweg in South German Eyes
12.30 Mittagspause
14.30
PD Dr. Horst Carl, Tübingen
Schwaebischer Bund und Schweizerkrieg
15.15
Dr. Klaus Graf, Freiburg
Schwaben und Schweizer - regionale Identitaeten im Konflikt
16.00 Kaffeepause
16.30
Prof. Dr. Guy P. Marchal, Luzern
Stigmatisierung und Stigma-Management: Eidgenoessische Selbstpraesentation
um 1500
17.15 Dr. Matthias Rogg, Potsdam
Landsknechte und Reisläufer im Kontext kollektiver Identitäten
18.00 Abendpause
20.15
Oeffentlicher Abendvortrag
Prof. Dr. Dieter Mertens, Freiburg
Die Bilder vom Schwabenkrieg 1499
Hoersaal 1015
Samstag, 13.5.00
09.15
Dr. Frieder Schanze, Tuebingen
Reimpublizistik im Schwabenkrieg
10.00
Antje Niederberger M.A., Freiburg
Sebastian Brant und der Schwabenkrieg
10.45 Kaffeepause
11.15
Dr. Markus Mueller, Freiburg
1386-1499: Adlige Erinnerung und Schweizerkrieg
12.00
Prof. Dr. Thomas Zotz, Freiburg
Zusammenfassung
Schlussdiskussion
Informationen: Sekretariat Prof. Dr. Dieter Mertens
Copyright ©1996-2002, H-Soz-u-Kult · Humanities · Sozial- und Kulturgeschichte