Tagungsankündigung:
Veranstalter:
Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg, mit Unterstützung der DFG
Wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel, Dr. Josef Mancal, Prof. Dr. Wolfgang Wüst.
Trotz der Interdisziplinarität der europäischen Aufklärungsforschung fristen das Pressewesen resp. die periodischen Schriften der Aufklärungsepoche immer noch ein Schattendasein zwischen der mediengeschichtlichen Erforschung der Reformationszeit bzw. der klassischen Lesestoff- und Leserforschung des 19. Jahrhunderts. Ziel der Tagung soll es sein, die vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im ganzen Reich breit einsetzende periodische Presse von unterschiedlichen Perspektiven her zu beleuchten.
Eine besondere Rolle spielten innerhalb der periodischen Schriften die Intelligenzblätter, deren Erfolgsgeschichte mit der Eröffnung eines Annoncenbüros in Paris im Jahre 1612 durch Theophraste Renandot begann. Als Informationsorgan für Käufe und Verkäufe jeglicher Art, für Stellenangebote, für Reiseangelegenheiten und für sonstige Angebote machte dieses Blatt Schule über Frankreich hinaus und beeinflußte in nicht unerheblichem Maße die Gründung eines ersten deutschsprachigen Periodikums in Frankfurt im Jahre 1722. Bald konnten mehr als 200 Intelligenzblätter gezählt werden, deren Bemühen darin lag, auf die unmittelbaren Lebensbereiche der Leser einzuwirken und die konkreten Lebensverhältnisse zu verändern. Somit als Vehikel für die Verbreitung und Förderung der Aufklärung fungierend, ist dem periodischen Pressewesen vor allem des 18. Jahrhunderts ein nicht unbedeutender mediengeschichtlicher Einschnitt zuzusprechen.
Trotz ihrer Erfolgsgeschichte und weiten Verbreitung sind die regionalen Zeitungen und ihre Autoren noch weitgehend unerforscht, da die Forschungsschwerpunkte zumeist auf den Zeitschriften lagen, denen gegenüber der Zeitung hinsichtlich Qualität und publizistischer Reichweite eine Vorrangstellung eingeräumt wurde. Erst in jüngerer Zeit verschiebt sich das Gewicht zugunsten einer Bearbeitung aller wichtigen gedruckten Kommunikationsmittel und damit auch der Periodischen Schriften. Auf der Augsburger Tagung werden überwiegend Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus der kulturhistorischen Medienforschung, der Geschichte, der Volkskunde, der Philologie, der Philosophie, der Theologie, der Musik- und Kunstgeschichte und den historischen Naturwissenschaften ihre Fragestellungen anhand neuer Quellen entwickeln und formulieren.
Freitag, 7. April 2000
14.00 Uhr
Stadtführung. Treffpunkt Rathaus (fakultativ)
16.00 Uhr
Begrüßung
Ekkehard Gesler, Kulturreferent der Stadt Augsburg
Prof. Dr. Dr. h. c. Gunther Gottlieb, Prorektor der Universität Augsburg
16.30 Uhr
Einführung
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel (Augsburg)
Dr. Josef Mancal (Augsburg)
Prof. Dr. Wolfgang Wüst (Erlangen/Augsburg)
1. Pressewesen der Aufklärung
Sektionsleitung: Prof. Dr. Dr. h. c. Gunther Gottlieb
17.00 Uhr
Prof. Dr. Wolfgang E. J. Weber (Augsburg)
Dialektik der Herrschaft. Die Funktionen und Gefahren der Presse aus der
Sicht der Eliten im aufgeklärten Staat
18.00 Uhr
Öffentlicher Vortrag
Prof. Dr. Holger Böning (Bremen)
Pressewesen und Aufklärung: Intelligenzblätter und Volksaufklärer
20.00 Uhr Abendessen
Samstag, 8. April 2000
Sektionsleitung: Prof. Dr. Sabine Wienker-Piepho
9.00 Uhr
Dr. Thomas Kempf (Essen)
Wissensdiskurse in den Intelligenzblättern
10.00 Uhr
Prof. Dr. Gerhardt Petrat (Bremen)
Der gegenwärtige Stand der Intelligenzblattforschung
11.00 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr
PD Dr. Werner Greiling (Jena/Leipzig)
Anzeigenwesen, Nachrichtenvermittlung und Sozialdisziplinierung in
Thüringen und Sachsen.
12.15 Uhr Mittagessen
2. Intelligenzwesen im Vergleich (1): Regionen und Hanse
Sektionsleitung: Prof. Dr. Wolfgang Wüst
14.00 Uhr
Dr. Astrid Blome (Bremen)
Hamburger und Altonaer Intelligenzwesen: Die Anfänge und die spezielle
Situation in der Hanse- und Handelsmetropole
15.00 Uhr
Friedrich Huneke (Bielefeld)
Die Intelligenzblätter von Westfalen-Lippe (Lemgo 1767-1799)
15.45 Uhr Kaffeepause
16.15 Uhr
Ulrich Hagenah M. A. (Hamburg)
Rheinische Intelligenzblätter ab 1727
17.00 Uhr
Dr. Volker Depkat (Greifswald)
Die neue Welt im Speigel deutscher Intelligenzblätter: Reflexionen aus
Hannover, Holstein, Schleswig und Schlesien
19.00 Uhr Abendessen
Sonntag. 9. April 2000
3. Intelligenzwesen im Vergleich: Residenz- und Reichsstädte (1)
Sektionsleitung: Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel
9.00 Uhr
Dr. Lothar Schilling (Frankfurt a. M.)
Das Carlsruher Wochenblatt als 'öffentliche Policeyanstalt'
9.45 Uhr
Dr. Hans-Jörg Künast (Augsburg)
Der Augsburger Buchmarkt und der Verleger Maschenbauer
10.15 Uhr
Prof. Dr. Wolfgang Wüst (Erlangen/Augsburg)
Aspekte reichsstädtischer Traditionen in den Intelligenzblättern
10.45 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr
Prof. Dr. Thomas M. Safley (Philadelphia, USA)
Die Bürger im Speigel der Intelligenzblätter
11.45 Uhr
Dr. Josef Mancal (Augsburg)
Musik und Aspekte des Musikmarkts
Mittagspause
3. Intelligenzwesen im Vergleich: Residenz- und Reichsstädte (2)
Sektionsleitung: Dr. Josef Mancal
14.00 Uhr
Nicole Stieb M.A. (Augsburg)
Augsburger Aufklärungspublizistik versus Aberglauben
14.30
Ulrike Große M.A (Friedberg)
Die Intelligenz-Zettel als populärmedizinischer Ratgeber
15.00 Uhr
Oliver Hochadel M.A. (Wien)
"Am meisten aber nehme ich die Naturlehre in ihrem weitesten Umfange mit
(...)". Zur Präsenz der Naturwissenschaften im Augsburger Intelligenzzettel
15.30 Uhr Kaffeepause
16.00 Uhr
Dr. Karl-August Keil (Augsburg)
Astronomie im Spiegel des Augsburger Intelligenzzettels
16.30 Uhr
Dr. Gode Krämer (Augsburg)
Kunst im Spiegel des Augsburger Intelligenzzettels
17.00 Uhr
Jutta Schumann M.A. (Augsburg)
"Vin dänischen Aktien, tartarischem Korn und feinem Carmin": Handel
und Ökonomie im Augsburger Intelligenzzettel
Tagungsende ca. 17.30 Uhr
Um Anmeldung beim Institut für europäische Kulturgeschichte bis zum 24. März 2000 wird gebeten. Für die Stadtführung bitten wir um gesonderte Anmeldung, Tel.: 0821/324-3882.
Informationen:
Copyright ©1996-2002, H-Soz-u-Kult · Humanities · Sozial- und Kulturgeschichte