Traverse. Zeitschrift fuer Geschichte. Revue d'histoire

CALL FOR PAPERS

"Der Experte" - Aufstieg einer Figur der Wahrheit und des Wissens

Heft 2, Juni 2001

Die Zeitschrift:

Traverse ist eine seit 1994 in der Schweiz (bei Chronos, Zuerich) erscheinende historische Zeitschrift mit Interesse an Beitraegen aus angrenzenden sozial- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen. Sie publiziert mehrsprachig, in der Regel Deutsch und Franzoesisch. Englische und italienische Beitraege sind nach Ruecksprache moeglich. Traverse erscheint dreimal jaehrlich und bietet je Heft einen thematischen Schwerpunkt sowie feste Rubriken.

Das Thema:

Expertinnen und Experten gehoeren zu unserem Alltag: Laengst sind sie nicht mehr nur Gewaehrsleute fuer Gerichte und Regierungen, sondern Traeger von Sachwissen schlecht-hin, deren sich besonders die Medien gerne als Warner, Propheten oder Schiedsrichter bedienen. Der Experte, die Expertin sind zu einem gesellschaftlichen Phaenomen ge-worden, zu einer bisweilen inflationaer bemuehten Instanz, die Wissen nach Bedarf be-reitstellt. Dieser Bedarf hat sich fortlaufend veraendert und erweitert und die unter-schiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen favorisiert. Historikerinnen und Historiker zaehlen zweifellos nicht zu den klassischen ExpertInnen. Juengst scheint es indessen, dass ihr Wissen verstaerkt als gesellschaftlich relevant empfunden und nachgefragt wird. In der Schweiz fuehrte die ploetzlich und heftig aufgeflammte Debatte in Bezug auf die politische und wirtschaftliche Rolle des Landes waehrend des Zweiten Weltkrie-ges 1996 zur Berufung einer «Unabhaengigen Expertenkommission». Der Schlussbericht aus diesem bislang groessten staatlich finanzier-ten historischen Forschungsvorhaben in der Schweiz soll im Herbst 2001 er-scheinen.

Traverse nimmt dies zum Anlass, Rolle und Status von ExpertInnen und ihrem Wissen zu thematisieren. Wir moechten damit einen in Akzent setzen, der die Aufmerksamkeit auf Strukturen wie historisch konkrete Situationen legt, innerhalb derer ExpertIn-nenwissen nachgefragt und rezipiert wird. In diesem weiten und noch wenig systema-tisch aufgearbeiteten Feld wird sich der geplante thematische Schwerpunkt auf die Schnittstelle der Wissensaufbereitung zwischen WissenschaftlerInnen einerseits, Staat, Wirtschaft und potenten Organisationen andererseits konzentrieren. Dabei soll es nicht um Wissenschaftspolitik gehen, sondern um die Frage, wann, warum und wie ein Staat ein Beduerfnis nach einem bestimmten Wissen entwickelte. Hier eroeffnet sich ein breites Spektrum moeglicher Themen, Perspektiven und methodischer Herange-hensweisen. Die HerausgeberInnen denken einerseits. an das Verhaeltnis zwischen beauftragenden Instanzen und ExpertInnen, deren Kompetenzen und geforderter Neutralitaet oder das Fehlschlagen von Expertisen. Andererseits gehoert zum interessierenden Feld auch die Reproduktion von Wissen, dessen Einfluss auf politische und wirtschaftliche Entscheidungsprozesse und sowie die Ueberlegenheit, welche das Wissen von ExpertInnen gegenueber dem Wissen von Laien beansprucht. In dem von Machtstrukturen gepraegten Feld der Produktion und Reproduktion von ExpertInnenwissen soll insbesodnere thematisiert werden, wie dieses Wissen durch die Kategorie Geschlecht mitstrukturiert ist.

Der Themenschwerpunkt bietet Platz fuer sechs bis sieben Beitraege (von ca. 30 000 Zeichen). Die HerausgeberInnen sind besonders interessiert an Fallstudien, welche den bedeutenden Wandel, den die Figur des Experten, der Expertin bzw. der Status ihres Wissens durchlaufen haben, exemplarisch erhellen und verdeutlichen koennen. Der Thematik ist ein Fokus auf das 19. Und 20. Jahrhundert inhaerent. Beitraege, welche die Fragestellung fuer die Fruehe Neuzeit aufgreifen, sind jedoch ausdruecklich erwuenscht. Ebenso sind

Die Redaktion bittet interessierte Autorinnen und Autoren bis zum 15. Juli 2000 um eine kurze Skizze (max. 3 000 Zeichen) ihres Beitrages.

Daraus sollte Thema, Fragestellung und methodische Herangehensweise deutlich werden. Der Redaktions-schluss fuer die Aufsaetze ist der 20. 12. 2000.

Kontakte:
Beatrice Schumacher, Lothringerstr. 91, CH-4056 Basel e-mail: bschumacher@access.ch Fax 0041 61 322 48 51

Thomas Busset, Institut d’Histoire, ETH-Zentrum, CH-8092 Zuerich e-mail: busset@history.gess.ethz.ch


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: Beatrice Schumacher <bschumacher@access.ch>
Subject: CfP:Traverse zum Thema Experten/-innen
Date: 15.06.2000


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