Sonderforschungsbereich 417

"Regionenbezogene Identifikationsprozesse. Das Beispiel Sachsen"

Jahrestagung des SFB 417 und des GWZO Leipzig

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Vom 1. bis 2. Dezember 2000 führt der Sonderforschungsbereich 417 "Regionenbezogene Identifikationsprozesse. Das Beispiel Sachsen" an der Universität Leipzig seine erste Jahrestagung in Kooperation mit dem Geisteswissenschaftlichen Zentrum für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas Leipzig e.V. durch.

Das Ziel der Tagung ist ein doppeltes:

Zum einen geht es um die Präsentation der Vielfalt von Faktoren, die über ihren Raumbezug soziale Identifikationsprozesse beeinflussen. Die Spannbreite reicht von der Traditionsbildung über politische und kulturelle Diskurse und Organisationsformen sowie soziale Vergemeinschaftungsformen bis zum Alltagshandeln mit seinen Symbolisierungen und Ritualisierungen. In all diesen Bereichen lassen sich "Territorialisierungen" der zugrunde gelegten Kategorien, Bildwelten und Erzählmuster ausmachen, die Inklusionen und Exklusionen, Zustimmungen und Ablehnungen, Motivationen des Handelns und Abgleiche der Handlungskonsequenzen mit den erwarteten Folgen steuern.

Damit stellt sich aber zum anderen die Frage, welche der ebenfalls vielfältigen Konzeptualisierungsangebote in den heutigen Kultur-, Sozial- und Geisteswissenschaften am besten geeignet sind, über die Feststellungen der beinahe unüberschaubaren Vielfalt und der Omnipräsenz von Raumbezügen in den kollektiven Identifikationsprozessen hinaus eine Ordnung dieser Faktoren vorzuschlagen.Mit der Kooperation der beiden Veranstalter ist intendiert, von vornherein den Vergleich und die wechselseitige Beeinflussung der Kulturen in den Mittelpunkt zu rücken. Indem verschiedene Fälle miteinander konfrontiert werden, lässt sich das ihnen inhärente Verallgemeinerbare leichter erkennen. Zugleich bewahrt aber der Vergleich von Beispielen, bei denen die zugrunde gelegten Kategorien zur Erfassung des Raumbezuges (wie bspw. die Region) ein unterschiedliches Verständnis transportieren, davor, das Selbstverständnis der Akteure in einem Raum zu essentialisieren.Die Jahrestagung wird strukturiert durch Überblicke zum Stand der empirischen Forschung und der Theoriebildung für europäische Geschichtsregionen und durch die Diskussion in drei Arbeitsgruppen.Die erste Arbeitsgruppe wird sich mit der Rolle von politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Eliten bei der Formulierung und Durchsetzung von raumbezogenen Identifikationsangeboten zwischen dem 18. und dem 20. Jahrhundert befassen.

Die zweite Arbeitsgruppe ist Erörterungen der Rolle von Institutionen wie Schule, Hochschulen, Parteien, Verbänden, Netzwerken von Akteuren usw. als Vermittlung zwischen Elitenhandeln und Alltagserfahrungen vorbehalten.

Die dritte Arbeitsgruppe geht den alltäglichen Regionalisierungen nach, die sich im Konsumieren, in der Ordnung von Wahrnehmungsmustern, in der Mobilität, in den Entscheidungen über Wohn- und Arbeitsorte oder der Bewertung von Sprachen und Dialekten abspielen.

Für eine ausführlichere Darstellung des Forschungsprogrammes des Sonderforschungsbereiches sei verwiesen auf die Kurzdarstellung der Teilprojekte im Internet unter www.uni-leipzig.de/~sfb417 (dort auch weitere organisatorische Hinweise zur Tagung) und auf folgende Publikation:

Heinz-Werner Wollersheim/ Sabine Tzschaschel/ Matthias Middell (Hrsg.), Region und Identifikation, Leipzig (Leipziger Universitätsverlag) 1998.

Interessenten an der Jahrestagung können sich bis zum 31.10.2000 unter folgender Adresse für die Tagung anmelden:

Sonderforschungsbereich 417 Sprecher:
Prof. Dr. Heinz-Werner Wollersheim
Universität Leipzig
Augustusplatz 10-11
04109 Leipzig
Fax: 49-341-9731419
mail: sekretariat@sfb417.uni-leipzig.de

Wer vorhat, in einem Vortrag von ca. 15 Minuten Länge seine Forschungsergebnisse zu präsentieren, ist gebeten, unter Angabe der Arbeitsgruppe, der sich der Beitrag zuordnet, eine Zusammenfassung von nicht mehr als zwei Seiten Länge an die o.g. Adresse bis zum 15.10.2000 einzureichen.

Die Teilprojekte des SFB im Kurzüberblick:

Bereich A: Elitendiskurse

Teilprojekt A 1: Kirche und Regionalbewußtsein
Leiter: Prof. Wartenberg, Inst. f. Kirchengeschichte; Dr. Beyer, Inst. f. Kirchengeschichte

Teilprojekt A 2: Wirtschafts- und bildungsbürgerliche Schichten
Leiter: Prof. Zwahr, Historisches Seminar

Teilprojekt A 3: Sachsen zwischen "Frankreich" und "England"
Leiter: Prof. v. Hehl, Historisches Seminar; Prof. Heydemann, Historisches Seminar; Dr. Middell, Zentrum für Höhrere Studien

Teilprojekt A 5: Ethnogenese und Traditionskonstruktion
Leiterin: Prof. Rieckhoff-Hesse, Historisches Seminar

Teilprojekt A 6: Region als Ideologie
Leiter: Prof. Fach, Inst. f. Politikwissenschaft

Projektbereich B: Institutionen, Organisationen und Identitätsbildung

Teilprojekt B 1: Bildung regionaler Identität
Leiter: Prof. Wollersheim/ Prof. Hörner, Erziehungswiss. Fak.

Teilprojekt B 2: Sächsische Geschichte als Instrument der Identitätsbildung
Leiter: Prof. Gerhards, Inst. f. Kulturwiss./ Dr. Middell, Zentrum für Höhere Studien

Teilprojekt B 4: Unternehmensnetzwerke
Leiterin: Dr. Metze, Inst. f. Soziologie

Bereich C: Alltagshandeln: Erfahrungen, Denkmuster und Umgangsformen

Teilprojekt C 1: Konsum und Region
Leiter: Prof. Siegrist, Inst. f. Kulturwiss.

Teilprojekt C 3: Sachsen-Bilder und Bild-Vorstellungen
Leiter: Prof. Köhnke/ Dr. Kösser, Inst. f. Kulturwiss.

Teilprojekt C 4: Regionalisierung und Identifikationsprozesse - das Beispiel der sächsischen Kulturräume
Leiterin: Dr. Tzschaschel, Inst. f. Länderkunde

Teilprojekt C 5: Identifikation von Bürgern mit ihrer Region

Leiter: Prof. Mühler/ Prof. Opp, Inst. f. Soziologie


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: Matthias Middel <Middel@rz.uni-leipzig.de>
Subject: Call for Papers SFB Leipzig
Date: 11.09.2000


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