Die historische Forschung hat sich dem funktionalen Zusammenhang von Verkehr, Kommunikation und Herrschaft noch nicht wirklich gewidmet. Die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur wurde lediglich unter dem Aspekt der Staatsbaukunst oder der oekonomischen Leistungsfaehigkeit des Staates beschrieben. Die Erforschung kommunikativer Muster erfolgte vor allem unter soziologischen, psychologischen und kommunikationstheoretischen Vorzeichen. Staat und Herrschaft wurden von der aelteren Forschung ausschliesslich institutionell definiert, neuere Ansaetze beschreiben Herrschaft demgegenueber als soziale Praxis.
Aufgabe des Workshops soll es sein, funktionale Zusammenhaenge zwischen Verkehr, Kommunikation und Herrschaft zu thematisieren, die ueber die beschriebenen engen Blickwinkel hinaus fuehren. Gefragt werden soll etwa nach der kommunikationstechnischen und verkehrsraeumlichen Durchdringung des Raumes als Bedingung von Herrschaft einerseits, der Bedeutung verbesserter Verkehrs- und Kommunikationsbedingungen fuer gesellschaftliche Entwicklungen andererseits.
Den Ausgangspunkt der Betrachtungen bildet Brandenburg-Preussen als groesster und wichtigster deutscher Einzelstaat, der auf Grund seiner territorialen Zersplitterung in besonderem Masse auf ein funktionierendes Kommunikationsnetz angewiesen war. Zu denken ist an Projektskizzen zum wechselseitige Zusammenhang zwischen dem Ausbau der Infrastruktur (Post, Kanaele, Chausseen etc.) und Herrschaftsintensivierung, oder ueber sich wandelnden Moeglichkeiten der Informationsgewinnung sowohl der Untertanen als auch des Staates (Geruecht, Zeitung vs. Inspektionsreise, Statistik).
Das Ziel des Workshops ist die Entwicklung von anregenden Forschungsansaetzen und Perspektiven. Vorgesehen ist eine Vortragsdauer von max. 30 min sowie die Vorlage eines Thesenpapiers. Bis Ende Mai muss somit kein fertiger Aufsatz vorliegen, die Ausarbeitung eines Beitrages fuer den geplanten Sammelband soll vielmehr die Diskussion und Anregungen auf dem Workshop aufnehmen und erst im Anschluss an die Tagung erfolgen.
Ralf Proeve, Norbert Winnige
Arbeitstitel und Projektskizze bis 30. November an
Forschungsinstitut fuer die Geschichte Preussens e.V.
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