Die Landeshauptstadt Muenchen lädt ein zu einer Konferenz zum Juedischen Museum Muenchen:
1999, 9.00 bis 17.00 Uhr
St.-Jakobs-Platz 1
80331 Muenchen
Spuren juedischen Lebens sind in der Geschichte der Stadt Muenchen seit dem Mittelalter verbuergt. Die Geschichte dieser Stadt ist ohne die praegenden Einfluesse juedischer Buergerinnen und Buerger nicht zu denken. Bereits in den 20er Jahren entstand daher die Idee, Geschichte und Kultur der juedischen Buerger Muenchens in einem eigenen Juedischen Museum zu dokumentieren und auch zu praesentieren.
Das ambitionierte Vorhaben des 1930 gegruendeten Juedischen Museumsvereins wurde jedoch durch den nationalsozialistischen Terror zerschlagen. Das Vorhaben der Landeshauptstadt Muenchen, im Herzen der Stadt am St.-Jakobs-Platz in absehbarer Zeit ein Juedisches Museum zu errichten, knuepft bewusst an diese gescheiterten Plaene an.
Nach der Schliessung des mit grossem persoenlichen Engagement, aber unter sehr beengten Bedingungen von Richard Grimm seit 1989 betriebenen privaten juedischen Museums im Herbst des vergangenen Jahres konnte im Zusammenwirken von Stadt und Israelitischer Kultusgemeinde eine Interimsloesung in den Raeumen der Juedischen Gemeinde, in der Reichenbachstrasse 27, realisiert werden. Dafuer bin ich der Praesidentin, Frau Knobloch, dankbar.
Gemeinsam betreut von Stadtmuseum und Stadtarchiv soll es dazu beitragen, interessierten Besucherinnen und Besuchern grundlegende Informationen ueber die traditionsreiche Geschichte und Kultur der Muenchner Juden zu vermitteln. Die staerkere Einbeziehung der Juedischen Gemeinde in das kulturelle Leben der Stadt insgesamt ist eine erfreuliche Begleiterscheinung. Obwohl in der Reichenbachstrasse fuer das Juedische Museum deutlich mehr Raum zur Verfuegung steht als zuvor, kann auch das keine Dauerloesung sein. Diese erfordert eine Ausstellungsflaeche von mindestens 500 qm, die erst am St.-Jakobs-Platz zur Verfuegung stehen wird.
Bis zur Fertigstellung der Gebaeude auf dem St.-Jakobs-Platz, die nicht nur das neue Juedische Museum, sondern auch die Synagoge, das Gemeindezentrum, Schule und Kindergarten beherbergen werden, gilt es jedoch, eine Vielzahl von Fragen zu diskutieren und zu beantworten. Dies ist nur im Dialog mit Museumsfachleuten, Architekten, Historikern, Paedagogen und Publizisten moeglich. Das Ergebnis sollte ein Konzept fuer ein Juedisches Museum sein, das nicht nur an Geschichte, Kultur und Religion der Muenchner Juden erinnert, sondern auch unmissverstaendlich zum Ausdruck bringt, dass juedisches Leben in dieser Stadt eine Zukunft hat.
In der Arbeitskonferenz am 27. Juli 1999 im Muenchner Stadtmuseum stellen sich ausgewaehlte juedische Museen in Deutschland vor. In den Diskussionen werden denkbare Konzepte eroertert, aber auch Wuensche und Erwartungen an ein Juedisches Museum in Muenchen formuliert.
Die Diskussion richtet sich nicht nur an Fachleute, sondern an alle interessierten Buergerinnen und Buerger dieser Stadt. Die Zukunft eines Juedischen Museums und weiterer juedischer Einrichtungen am St.-Jakobs-Platz entscheidet mit ueber die kulturelle Identitaet dieser Stadt. Ich lade Sie herzlich ein, sich zu beteiligen.
Prof. Julian Nida-Ruemelin
Kulturreferent der Landeshauptstadt Muenchen
Hinweis:
Am 24. und 25.10.1999 findet ein internationales Symposion statt, das sich u.a. mit der Frage auseinandersetzen wird, wie in Deutschland mit juedischer Geschichte umgegangen wird. Kulturwissenschaftler und Historiker werden zudem ueber die Musealitaet juedischer Kultur diskutieren.
Das ausfuehrliche Programm dieser Veranstaltung erhalten Sie ab Ende September 1999 im Kulturreferat (Burgstrasse 4, 80313 Muenchen, Raum 237, Tel. 089/233-25908, Fax 089/233 -21269).
27. 7. 1999
Beginn: 9.00 Uhr
voraussichtliches Ende: 17.00 Uhr
Stadtmuseum, Grosser Saal
9.00 Uhr
Begruessung und Moderation
Prof. Dr. Julian Nida-Ruemelin
Kulturreferent der Landeshauptstadt Muenchen
9.15 Uhr
Noch ein Juedisches Museum?
Erwartungen beim Aufbau juedischer Museen in Bayern
Dr. Otto Lohr
Landesstelle fuer die Nichtstaatlichen Museen in Bayern
Referent fuer kulturhistorische Museen in Mittelfranken und der Oberpfalz
und fuer juedische Museen in Bayern
9.40 Uhr
Keine Belehrung
Zur Konzeption des neuen Juedischen Museums Franken in Fuerth
Bernhard Purin
Direktor des Juedischen Museums Franken
Zahlreiche Veroeffentlichungen zur juedischen Geschichte und zur Museologie;
1990/91 Projektleiter fuer den Aufbau des Juedischen Museums Hohenems
(Vorarlberg); 1992 bis 1995 Kurator am Juedischen Museum der Stadt Wien
10.00 Uhr
Das Juedische Museum Berlin
Entstehungsgeschichte und Konzeption
Tom L. Freudenheim
Stellvertretender Direktor des Juedischen Museums Berlin Seit 1961 an zahlreichen
Museen in den USA taetig (u.a. Berkeley, Baltimore, Worcester); 1995/96 Berater
am Weissensee International Center/Berlin; von 1996 bis 1998 Executive Director
des YIVO Institute for Jewish Research, New York
Pause
10.40 Uhr
Traditionsreicher Neubeginn
Das Juedische Museum in Frankfurt am Main
Georg Heuberger
Direktor des Juedischen Museums in Frankfurt am Main Bis 1981 u.a. Dozent an der Hebraeischen Universitaet/ Jerusalem; 1981 bis 1985 Akademischer Leiter der Hochschule fuer Juedische Studien in Heidelberg; 1986 bis 1988 Gruendungsdirektor, seit 1988 Direktor des Juedischen Museums der Stadt Frankfurt am Main; zahlreiche Veroeffentlichungen zur juedischen Rechts- und Sozialgeschichte
11.00 Uhr
Das private juedische Museum in Muenchen
Ein Erfahrungsbericht
Richard Grimm
Vormaliger Leiter des juedischen Museums in der Maximilianstrasse/Muenchen Diese Einrichtung war im Januar 1989 gegruendet und im April 1989 offiziell eroeffnet worden. Bis zur Aufloesung des Museums im vergangenen Jahr hatten etwa 100.000 Personen aus dem In- und Ausland das Museum besucht.
11.20 Uhr
Eine Synagoge als Museumsprunkstueck
Erfahrungen mit dem juedischen Kulturmuseum in Augsburg
Gernot Roemer
Mitglied des Stiftungsrates des Juedischen Museums Augsburg
Bis 1994 Chefredakteur der "Augsburger Allgemeinen"; Autor mehrerer
Veroeffentlichungen zur NS-Geschichte und zur juedischen Geschichte
Anschliessende Diskussion zu den Vortraegen am Vormittag
Mittagspause ca. 12.30 - 14.00 Uhr
Ab 14.00 Uhr
Ein Konzept fuer Muenchen
Stellungnahmen und Erwartungen an ein Juedisches Museum in Muenchen
Prof. Dr. Michael Brenner
Lehrstuhl fuer Juedische Geschichte und Kultur an der
Ludwig-Maximilians-Universitaet Muenchen
Ellen Presser
Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde Muenchen
Pause
Dr. Andreas Heusler
Stadtarchiv Muenchen
Dr. Wolfgang Till
Direktor des Muenchner Stadtmuseums
Anschliessende Diskussion ca. 60 Minuten
Zusammenfassung und Schlusswort:
Prof. Dr. Julian Nida-Ruemelin
Kulturreferent der Landeshauptstadt Muenchen
Schluss der Veranstaltung ca. 17.00 Uhr
Wenn Sie weitere Informationen benoetigen, rufen Sie bitte an unter der Tel.Nr. 089/233-25908.
E-Mail-Kontakt: Andreas.Heusler@t-online.de
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