Veranstalter:
Prof. Dr. Rudolf W. Keck, Institut fuer Angewandte Erziehungswissenschaft und Allgemeine Didaktik der Universitaet Hildesheim und
Bibliothek fuer Bildungsgeschichtliche Forschung des Deutschen Instituts fuer Internationale Paedagogische Forschung
Etwa um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert findet ein seit dem spaeten 18. Jahrhundert einsetzender Perspektivwechsel in der Paedagogik seinen Abschluss, der in seiner Bedeutung kaum ueberschaetzt werden kann. "Einst wollte man lehren, nun will man bilden", so bringt der Bildungshistoriker Josef Dolch den Wandel auf den Punkt. Die Aufgabe der frueheren Paedagogen bestand vorwiegend darin, den anvertrauten Zoeglingen bestimmte Lehrinhalte zu vermitteln. Die neue Sichtweise von Kindheit und Jugend stellt nicht mehr die zukuenftigen Aufgaben des Heranwachsenden in das Zentrum der paedagogischen Beziehung zwischen Lehrendem und Lernendem, sondern stellt sich die Aufgabe, die inneren Kraefte des zu bildenden Individuums zu wecken, zu pflegen und zu staerken. Insofern gibt es einen fundamentalen Unterschied zwischen einem Lehrplan und einem Bildungsplan. Die Historiographie des Lehrplans ist das Thema von Josef Dolchs bedeutendstem Werk. Unter dem Titel "Lehrplan des Abendlandes: zweieinhalb Jahrtausende seiner Geschichte" legte er 1959 nach jahrzehntelanger Forschung ein Werk vor, das bis heute ein Grundlagenwerk der Bildungsgeschichte geblieben ist. Aus Anlass seines 100. Geburtstages wird sich ein zweitaegiges Symposium mit diesem aussergewoehnlichen Gelehrten befassen. Bildungshistoriker aus dem In- und Ausland werden sich mit seiner Biographie und mit seinem Wissenschaftsverstaendnis befassen. Darueber hinaus werden seine Forschungsergebnisse in den Kontext heutiger Erkenntnisse gestellt.
- Rudolf Goenner (Salzburg):
Ueberblick ueber Dolchs Arbeiten in der Erziehungswissenschaft
- Rudolf W. Keck (Hildesheim):
Josef Dolchs Konzeption fuer eine Historische Paedagogik
- Klaus-P. Horn (Berlin):
Josef Dolch - in Verstrickungen mit dem Nationalsozialismus
- Karl Helmer (Duisburg):
"Lehrplan des Abendlandes" revisited - zum Problem der Kontinuitaet des Lehrplans
zwischen Antike und Mittelalter
- Hanno Schmitt (Potsdam):
Allgemeine Menschenbildung versus patriotische Bildung des Buergers - ein
Lehrplankonflikt der Aufklaerung
- Stephan Hopmann (Vikamer, Norwegen):
Lehrplan und Lehrplanarbeit seit dem fruehen 19. Jahrhundert
- Juergen Oelkers (Bern):
Kind oder Curriculum? Angelsaechsische Erfahrungen mit der Reformpaedagogik
im 20. Jahrhundert
- Rudolf W. Keck (Hildesheim):
"Non scolae sed vitae discere" - eine Replik auf die Negation der
Reformpaedagogik in Dolchs Lehrplangeschichte
- Hans-Ulrich Grunder (Tuebingen):
Zwischen Exzentrik und Kongruenz: Die Lehrplaene der Alternativen
- Heinz-Elmar Tenorth (Berlin):
Kanonprobleme und Lehrplangestaltung
Das Symposium findet statt am 28./29. Mai 1999, Beginn um 11.00 Uhr, in der Bibliothek fuer Bildungsgeschichtliche Forschung Warschauer Str. 34, 10243 Berlin
Verkehrsverbindung:
U-Bahn-Linie 1 bis Endhaltestelle Warschauer Strasse,
S-Bahn-Linien 3, 5, 6, 7, 9, 75 bis Haltestelle Warschauer Strasse
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