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Methoden und Selbstreflexionen der Unternehmensgeschichte

10. Jahrestagung des Arbeitskreises für kritische Unternehmens- und Industriegeschichte (AKKU) e.V., am 30. September und 1. Oktober im Lüftergebäude der "Zeche Hannover" in Bochum, Außenstelle des Westfälischen Industriemuseums

Im Verlauf der nunmehr zehnjährigen Tätigkeit des "Arbeitskreises kritische Unternehmens- und Industriegeschichte e.V." (AKKU) wurden auf den Jahrestagungen entweder die Verwendbarkeit theoretischer Ansätze (Mikropolitik, Institutionenökonomie, Kulturgeschichte, usw.) für die Unternehmensgeschichte geprüft, oder aber Studien zu einzelnen historischen Perioden (Nationalsozialismus, Krieg oder Krisen), zu Teilaspekten der unternehmerischen Entwicklung (Beziehung zum kommunalen Umfeld, Forschung) sowie zu einzelnen Branchen (Banken) vorgestellt.

In der kommenden Jahrestagung von AKKU, die am 30. September und am 1. Oktober 1999 in Bochum stattfinden wird, soll eine entscheidende inhaltliche Akzentverschiebung vorgenommen werden. Es soll gefragt werden, welcher Begriff von Unternehmen nicht nur explizit sondern mehr noch implizit in den historisch-empirischen Arbeiten jeweils zum Ausdruck gebracht wird. Welche Vorstellungen machen sich Unternehmenshistoriker von ihrem Gegenstand und welche Effekte haben diese Vorstellungen für die (all)tägliche Praxis der Unternehmenshistoriker?

Das Spektrum dieser Vorstellungen ist bekanntermaßen unerhört weit. Es reicht von theoretisch reflektierten Modellationen des Unternehmens als Netzwerk relationaler Verträge, als machtdurchwirktes Handlungsfeld sozialer Akteure, als Bündel von auf Dauer gestellten Entscheidungen, bis zu im positiven Sinne untheoretischen empirischen Arbeiten, die der eigenen unternehmenshistorischen Praxis gleichwohl immer auch eine implizite Architektur des Unternehmens zugrunde legen, schon um das Quellenmaterial ordnen und auswerten zu können. Implizite wie explizite Vorstellungen des Unternehmens äußern sich nicht zuletzt in den verschiedenen Feldern der Unternehmensgeschichte, in der die einen das Management, die anderen die Organisationsstrukturen, wieder andere die ökonomischen Zwänge der Branche oder des Politischen Systems, oder aber die sozialen Verknüpfungen der Beschäftigten in den Mittelpunkt der Untersuchung stellen.

Die Jahrestagung 1999 soll daher ein möglichst breites Spektrum dieser Vorstellungen und Einstellungen zum Unternehmen versammeln, um auf diese Weise eine Zwischenbilanz dessen zu ziehen, was nicht nur Leitlinie der unternehmenshistorischen Forschung war, sondern auch in Zukunft noch werden könnte.

Lutz Budraß, Jan-Otmar Hesse, Karl Lauschke

Donnerstag, 30. September 1999

9.00 Begrüßung durch den Vorsitzenden von AKKU, Christian Kleinschmidt

9.15 Eine Mikroökonomische Wende in der Wirtschaftsgeschichte?
Hansjörg Siegenthaler (Zürich).

10.45 Kaffeepause

11.00-13.00 Sektion: Unternehmerbiographie / Unternehmertum /Unternehmerverhalten

Unternehmerverhalten im 19. Jahrhundert jenseits der Bürgerlichkeit
Ulrich Pfister (Münster)

Unternehmermacht am Beispiel des Unternehmers Alfred Töpfer
Karl Heinz Roth (Bremen)

13.00-14.30 Mittagspause: Mittagessen mit einem traditionellen "Steiger"-Buffet

Führung in der Zeche Hannover, veranstaltet vom Westfälischen Industriemuseum

14.30-18.00 Sektion: Vergleichende Unternehmensgeschichte

Unternehmen im Wettbewerb - Hemmnisse und Herausforderungen
für eine vergleichende Unternehmensgeschichte
Susanne Hilger (Erlangen-Nürnberg)

Beziehungen zwischen Unternehmen und Staat
in international vergleichender Perspektive
Matthias Kipping (Reading, UK)

Mikroökonomie und vergleichende Unternehmensgeschichte
Mark Spoerer (Hohenheim)

Unternehmen und Politik
Johannes Bähr (Berlin/Dresden/Bochum)

ca. 16.00 Uhr: Kaffeepause

Freitag, 1. Oktober 1999

9.00-11.00 Sektion: Unternehmensgeschichte als Sozialgeschichte

Unternehmensgeschichte als Gesellschaftsgeschichte
Hartmut Berghoff (Tübingen)

Unternehmensgeschichte aus Sicht der Soziologie
Ludger Pries (Bergisch-Gladbach).

11.30 Abschlußvortrag und Diskussion

Die Moden der bundesdeutschen Unternehmensgeschichte
Dieter Lindenlaub (Frankfurt, angefragt)


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: Jan-Otmar Hesse
Subject: Tagungsankuendigung
Date: 03.08.99


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