Ort:Oesterreichische Nationalbibliothek
Portraetsammlung
Josefsplatz 1
A - 1015 Wien;
Die Tagung wurde von der Kunsthistorikerin Eleonora Louis konzipiert. Das Thema der Physiognomik soll im Hinblick auf die 'Sammlung Lavater' veranschaulicht werden. Dieser wichtige Archivbestand wird derzeit in der Portraetsammlung der Oesterreichischen Nationalbibliothek katalogisiert und aufgearbeitet. Nach langer Zeit wird damit eine der fuer die wissenschaftliche Forschung interessantesten 'Bilder-Datenbanken' (ueber 20.000 Blaetter) wieder zugaenglich. Die vom IFK organisierte internationale und interdisziplinaere Tagung findet daher auch vor Ort, in der Portraetsammlung der OeNB, statt. Aktuell erscheint die Tagung auch insofern, als sich heute wieder ein verstaerktes kulturwissenschaftliches wie kuenstlerisches Interesse an der Physiognomik bzw. der Physiognomie artikuliert. KulturwissenschaftlerInnen, PsychologInnen, MedientheoretikerInnen reagieren auf eine wachsende "faciale Bilderflut", der die Gesellschaft ausgesetzt ist. Der Kulturphilosoph Thomas Macho spricht angesichts der Werbeaesthetik sogar von einer Art "universaler Physiognomik", in der ein "spaetindustrieller Animismus" jedem Ding sein Gesicht gibt und ihm dadurch auch eine Seele zuschreibt. Daneben widmen Kunstausstellungen sich wieder dem Thema des Portraets und KuenstlerInnen beschaeftigen sich vor allem im Bereich der Neuen Medien und der im oeffentlichen Raum agierenden Kunst mit dem Gesicht.
Die Beitraege oesterreichischer, deutscher und amerikanischer WissenschaftlerInnen versuchen die aktuelle Problemstellung - den Befund einer zunehmenden Verbildlichung der Lebenswelten in der Gegenwart - im Rueckblick auf die Situation der "physiognomischen Raserei" am Ende des 18. Jahrhunderts zu diskutieren.
In extremen Varianten der Digitalisierung wird heute das Gesicht durch virtuelle Verformungen der traditionellen Lesbarkeit entleert. Es kann sogar als leeres und physiognomisch-anatomisch dauerhaft veraenderbares Feld aesthetischer wie sozialer Prozesse dienen. Dieses "leere Gesicht" der Gegenwart wird mit dem Rueckblick auf die "physiognomische Raserei" der Gesellschaft im 18. Jahrhundert, die sich ueber das Gesicht ihrer selbst versichern wollte, vielleicht verstaendlicher.
9.30 Gotthart Wunberg
Johann Marte
Begruessung
Eleonora Louis
Einfuehrung
10.00 Gudrun Swoboda
Schriftgesichter mit Lesezeichen. Text/Bildstrukturen an Objekten der Sammlung
J.C. Lavater
11.00 Kaffeepause
11.30 Ingrid Goritschnig
Faszination des Protraits. J.C. Lavaters Analyse des Gesichtes
12.30 Mittagspause
14.00 Barbara Wittmann
Distanzierte Gesichter. Eduard Manet und die Krise der Physiognomik
15.00 Kaffeepause
15.30 Gerhard Wolf
Veronikas Kodak. Medientheoretische Reflexion ueber das Tuch der Tuecher
9.30 Brigitte Felderer
Talkshows. Zur medienspezifischen Inszenierung von Klischees
10.30 Kaffeepause
11.00 Ulrich Stadler
Schreiben in Endlosschlaufe. Ueber die Widersprueche in Lavaters Physiognomischen
Fragmenten
12.00 Mittagspause
14.00 Michael Taussig
Eisenstein's 'Streik' and zoomorphic physiognomics
15.00 Kaffeepause
15.30 Thomas Macho
Gesichter als Markenzeichen. Bildmodelle facialer Prominenz
16.30 Ende der Tagung
TeilnehmerInnen
DiskutantInnen
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