Deutschlandbilder - Frankreichbilder 1700-1840

Tagung der deutsch-franzoesischen Projektgruppe "Das franzoesische Deutschlandbild im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts" am ZHS der Universitaet Leipzig vom 22. bis 24. April 1999.

Mit der Tagung moechte die von der VW-Stiftung gefoerderte Projektgruppe, die Wissenschaftler der Universitaeten Marburg und Leipzig sowie Paris VIII und der Maison des Sciences de l'Homme vereint, einige ihrer Arbeitsergebnisse der Oeffentlichkeit unterbreiten. Die folgenden Bemerkungen dienen der Skizzierung einiger diskussionsleitender Gesichtspunkte. Sie sollen aber nicht weitere Vorschlaegen zum Gegenstand des Kolloquiums ausschliessen.

Fuer die Entstehung der Nation, wie die Forschung in den letzten Jahren intensiv untersucht hat, war der Rueckgriff auf das Fremde ein wichtiger Faktor. Deutschland und Frankreich haben sich gerade in Antinomie zueinander konstituiert. Revolution und napoleonische Kriege waren dabei besonders praegend. Allerdings glaubte man bereits zuvor zu wissen, wie der andere, der Franzose bzw. der Deutsche, sei - und zwar schon vor der "Entdeckung" des Volks- bzw. Nationalcharakters in Germaine de Staëls "De l'Allemagne".

Die Tagung fragt danach, welches Deutschlandbild bzw. welches Frankreichbild auf der anderen Seite des Rheines vorherrschten. Welche Rolle spielte im Deutschlandbild der Franzosen das Reich, welche Rolle im Gegenzug fuer den Reichspatriotismus das Vorbild eines staatlich geeinten und starken Frankreichs? Auf welchen Bildern konnte man schliesslich bei der Nationenbildung des 19. Jahrhunderts aufbauen?

Es scheint sinnvoll, die Vorstellungen, die zwei Nationen voneinander entwickelt haben, gemeinsam, auf einer komparatistischen Tagung, zu untersuchen. Wir streben deshalb an, die Fragestellungen und die Ergebnisse der Projektgruppe "Das franzoesische Deutschlandbild im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts" durch Aussagen zum deutschen Frankreichbild zu ergaenzen.

Der zeitliche Rahmen soll sich vom Beginn des 18. Jahrhunderts mit den Anfaengen der Aufklaerung, die von Frankreich ins Heilige Roemische Reich Deutscher Nation starke Impulse ausstrahlte, bis zum Ende der Sattelzeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts erstrecken. Die Vorbildwirkung der franzoesischen Kultur fuer die deutsche Seite zeichnete diese Zeit aus: an der franzoesischen Hofkultur orientierten sich die Reichsfuersten, die franzoesischen Aufklaerer wurden von der deutschen kulturellen Elite rezipiert. Gerade die Ideen der Aufklaerung wurden bei der Definition und der Konstruktion der Nation wichtig. Spaetestens in der zweiten Haelfte des 18. Jahrhunderts sind die Eliten Deutschlands und Frankreichs auf der Suche nach dem, was jeweils ihre Nation ausmacht. Ein Reihe von Institutionen und Vorstellungen bieten sich dafuer auf beiden Seiten an. Das respektive Bild des anderen wird dabei mit einbezogen. Gerade die mit der Aufklaerung verbundene Reisetaetigkeit, die unter dem Paradigma der rationalen Weltaneignung sowie der nuetzlichkeitsorientierten Wissensexpansion stand, befoerderte einen Klaerungsprozess gegenueber der eigenen Identitaet und den Vorstellungen von den anderen. Die Revolutionsjahre und die napoleonische Expansion bilden einen neuen Hoehepunkt der Kommunikation zwischen beiden Seiten.

Es scheint zugleich interessant, ueber die Wirkungen, die diese Bilder des Anderen in der Volkskultur hatten, nachzudenken. Auf die in dieser Richtung bestehenden Forschungsdefizite wurde bereits wiederholt hingewiesen. Es ist deshalb nicht nur zu fragen, welches Bild die Eliten von der anderen Kultur und zugleich von der eigenen hatten, sondern auch, ob und welche Wirkungen diese Konstrukte in der Volkskultur hatten. Gerade im Zusammenhang mit Migrationsbewegungen wurden auch untere Schichten mit der anderen Kultur konfrontiert.

Wir waeren Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ihre Vorschlaege fuer Vortraege auf der Tagung bis zum 15. Februar 1999 an folgende Adresse richten wuerden.

Universitaet Leipzig
Zentrum fuer Hoehere Studien
zu Haenden Herrn Thomas Hoepel
Augustusplatz 10-11
D-04109 Leipzig
e-mail: hoepel@rz.uni-leipzig.de
Telefon: 0341/ 9730286


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: "Thomas Hoepel" <hoepel@rz.uni-leipzig.de>
Subject: CFP: "Deutschlandbilder-Frankreichbilder 1700-1840" / Leipzig
Date: 21.01.1999


Copyright ©1996-2002, H-Soz-u-Kult · Humanities · Sozial- und Kulturgeschichte

Termine 99