12.02.2002
An die Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein
Frau Ute Erdsiek-Rave
Kiel
via mail
Sehr geehrte Frau Erdsiek-Rave,
die anhaltende Diskussion (wir verweisen insbesondere auf die Beiträge der Kollegen Ulrich Herbert in der "Süddeutschen Zeitung am 10.1.02 und Hans-Ulrich Wehler in der Wochenzeitung "Die Zeit" am 31.1.02) über das neue Hochschulrahmengesetz veranlasst auch uns, einen sorgenvollen Brief an Sie zu richten:
Ungeachtet des drängenden Reformbedarfs im Hochschulbereich und speziell auf dem Feld der Rekrutierung qualifizierten und dauerhaft motivierten Lehr- und Forschungspersonals enthält das neue Hochschulrahmengesetz eine Regelung, deren menschliche und strukturelle Konsequenzen in ihrem tatsächlichen Ausmaß offenbar nicht vorausgesehen wurden. Wir meinen die nun viel diskutierte "12-Jahresregelung", die vor allem für die Geistes- und Sozialwissenschaften und augenscheinlich ganz besonders für die Geschichtswissenschaft fatale Folgen haben wird.
Wir vermögen nicht einzusehen, dass die faktische Verhinderung von die öffentlichen Haushalte direkt nicht belastenden so genannten "Drittmittelkarrieren" wirklich einer Modernisierung des deutschen Hochschulwesens dient. Anders herum formuliert: Ein Verzicht auf diese strikte 12-Jahresregelung bzw. eine weitere Ermöglichung von befristeten Drittmittelprojektverträgen ohne Anrechnung auf die besagten 12 Jahre würde den Kern des Reformgesetzes überhaupt nicht tangieren. Zugleich aber behielten hoch qualifizierte und durch Effizienz ausgewiesene Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, jeweils auf Zeit in ihrem hoch spezialisierten Beruf zu arbeiten und dadurch auch weiterhin einen jedenfalls in unserer Disziplin erheblichen, ja unverzichtbaren Forschungsanteil auf hohem Niveau zu gewährleisten.
Sehr geehrte Frau Ministerin, wir richten die Bitte an Sie, im Rahmen der KMK-Kommunikation und im Gespräch mit dem Bundeswissenschaftsministerium für diesen Aspekt der eingeleiteten Hochschulreform auf eine Lösung bzw. eine Abhilfe zu drängen.
Mit besten Grüßen
Prof. Dr. Uwe Danker
Prof. Dr. Michael Ruck
Prof. Dr. Karl Heinrich Pohl
Prof. Dr. Robert Bohn
Institut für Schleswig-Holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte
an der Universität Flensburg (IZRG)
Gottorfstr. 6b
24837 Schleswig