Debatte um die Reform des Hochschulrahmengesetzes

Resolution der TeilnehmerInnen der 25. Jahrestagung der HistorikerInnen in der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien (DGfA), 22. Februar 2002

Wir, die HistorikerInnen innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien (DGFA), begrüßen prinzipiell die Reformbestrebungen des Bildungsministeriums, die darauf abzielen, Forschung und Lehre in Deutschland zu stärken. Wir möchten aber die heutige Veröffentlichung der 5. Novelle des Hochschulrahmengesetzes im Bundesgesetzblatt zum Anlaß nehmen, unsere Bestürzung über die absehbaren Konsequenzen dieses reformbedürftigen Gesetzes zum Ausdruck zu bringen. Obwohl die Reform mit Verweis auf die Vereinigten Staaten immer wieder als "Modernisierung" ausgegeben wird, folgt aus dem Gesetz eine objektive Verschlechterung von Forschung und Lehre in Deutschland.

Als WissenschaftlerInnen, die sich intensiv mit den USA beschäftigen und lange an amerikanischen Universitäten und Forschungsinstitutionen gearbeitet haben, müssen wir darauf hinweisen, daß besonders die "12- Jahresregel" den Verhältnissen in den USA diametral widerspricht und der Internationalität und Leistungsfähigkeit der Forschung in Deutschland schadet. Anstatt Flexibilität und Innovation zu fördern, ist die Reform geprägt von staatsdirigistischen, die Freiheit der Forschung verletzenden Vorgaben. Anstatt die Universitäten auch für Frauen nach langjähriger Kinderpause und für herausragende Wissenschaftler mit ungewöhnlichen Biographien attraktiv zu machen, wird eine in den USA verbotene "age discrimination" eingeführt. Anstatt die Universitäten finanziell adäquat auszustatten oder ihnen das Recht zu geben, ihre Studierenden (wie jede amerikanische Universität) selbst auszuwählen, sollen JuniorprofessorInnen und der akademische Mittelbau in 12 Jahren neben exzellenter Forschung Massen von Studierenden individuell betreuen. Während an den fünfzig besten amerikanischen Universitäten das Verhältnis von Lehrenden zu Studierenden zwischen 1:6 und 1:22 beträgt, ist es in Deutschland 1:43 - an den größten Universitäten sogar 1:125. Anstatt vermeintlich "moderne", aber nichtsdestotrotz falsche Wege einzuschlagen, müssen Reformen nach unserer festen Überzeugung auf die tatsächlichen Probleme deutscher Universitäten reagieren.

Erfahrene und exzellente WissenschaftlerInnen müssen auch künftig für Forschung und Lehre zur Verfügung stehen. Gerade in kleinen Fächern, in denen nur selten Professuren frei und diese häufig gestrichen werden, dürfen NachwuchswissenschaftlerInnen nicht ins Abseits oder in die USA abgedrängt werden.

Aus diesen Gründen fordern wir, die TeilnehmerInnen der Jahrestagung der HistorikerInnen in der DGfA, die Korrektur der "12-Jahresregel". Wir sind gerne bereit, bei dieser Revision mit unserer Expertise nach Kräften mitzuwirken.

Rückfragen an:

Axel Jansen,
Institut für England- u. Amerikastudien,
J. W. Goethe-Universität Frankfurt,
Grüneburgplatz 1,
60629 Frankfurt a.M.,

Telefon 069/798-32356,
jansen@directbox.com


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: "Axel Jansen" <a.jansen@em.uni-frankfurt.de>
Subject: Hochschulgesetz: Resolution d. HistorikerInnen in der DGfA
Date: 26.02.2002