Alles wird gut?
So hatte sich das Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn gedacht: wir schauen nach Amerika, wo ohnehin alles besser ist, übernehmen einen Teil der dortigen Universitätskultur und alles wird gut. Gesagt, getan: Einführung der Juniorprofessur, Abschaffung der Habilitation. Merkwürdig nur, daß einige tausend Habilitanden und Privatdozenten protestieren, weil ihnen durch die im Zuge der Reform des Hochschulrahmengesetzes wegfallenden Stellen bald nur noch die Arbeitslosigkeit bleibt. Nun ja, diese Leute muß man eben "verschrotten", so wörtlich ein Ministerialbeamter.
Es ist schon interessant, daß erst jetzt die Medien wach werden und über das Dilemma berichten (so u.a. der verdienstvolle Artikel von Jürgen Kaube "Die Zeit ist um, schade!" F.A.Z. vom 10.1.2002). Jetzt nämlich ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen, die Reform ist seit 1.1.2002 Gesetz. Als sich vor nunmehr rund 11/2 Jahren die Nachwuchsinitiative Geschichtswissenschaft (Anne C. Nagel/Ulrich Sieg) gründete und auf dem Aachener Historikertag Ende September 2000 eine große Podiumsdiskussion stattfand, war dies der Presse nicht einmal eine Notiz wert. Jetzt ist es zu spät.
Und Edelgard Bulmahn wundert sich: waren es bisher nur die unmittelbar Betroffenen, die mehrere tausend Unterschriften sammelten, so solidarisieren sich nun auch namhafte Professoren (Wolfgang Eßbach, F.A.Z.- Leserbrief vom 4.1.2002, Ulrich Herbert). Sollte sie dies nicht allmählich zum Nachdenken darüber zwingen, wer demnächst die Forschung leistet, wenn dies nicht mehr die Privatdozenten auf befristeten Stellen können? Und woher kommen die innovativen und zugleich forschungsintensiven Bücher, wenn es bald keine Habilitationsschriften mehr geben wird? Dabei wollte man doch nicht alles anders, aber vieles besser machen. So aber wird vieles anders, aber eigentlich nichts besser - schon gar nicht für tausende hochqualifizierte und bald arbeitslose Nachwuchswissenschaftler!
Dr. Ewald Grothe, Wuppertal