Debatte um die Reform des Hochschulrahmengesetzes

Stellungnahme des Mittelbaus der Evangelisch-theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes

Mit der Novellierung des Hochschulrahmengesetzes (HRG) greift die Bundesregierung tief in die bestehende Struktur der Hochschulen ein. Besonders die Einführung der Juniorprofessuren sowie die Einführung einer Obergrenze von 12 Jahren für die befristete Beschäftigung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellt für den wissenschaftlichen Nachwuchs an deutschen Hochschulen eine fundamentale Veränderung ihrer Arbeitsbedingungen dar. Viele sehen sich damit um ihre Zukunft gebracht.

Die sog. Reformvorhaben der Bundesregierung lehnen wir ab. Die Befristungsregelungen stellen eine ganze Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die momentan an ihren Habilitationen arbeiten bzw. diese abgeschlossen haben, ins Abseits. Gerade der nun verschlossene Weg der "Drittmittelkarrieren", d.h. der befristeten Beschäftigung in Forschungsprojekten, hat vielen erst durch weitere Qualifizierung und eigenständige Forschung eine Professur ermöglicht.

Für die geisteswissenschaftlichen Fakultäten ist in den Zeiten des verschärften Sparzwanges durch die Landesregierung die Durchführung von Forschungsprojekten ein wichtiges Instrument, innovative Forschung und Lehre zu fördern und bereitzustellen.

Es ist zu befürchten, dass durch die Einführung der Juniorprofessuren - besetzt durch junge promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die den Spagat zwischen Lehre, Forschung und manchmal auch (so jedenfalls die geäußerten Hoffnungen von Verantwortlichen) Familie versuchen - vieles auf der Strecke bleiben wird. Gerade der Chancen junger Wissenschaftlerinnen, die sich bewusst für Kinder und Karriere entscheiden, werden durch die Regelungen stark beschnitten. Man braucht wohl kaum hellseherische Fähigkeiten um festzustellen, dass gerade die Studierenden, die eine innovative und intensive Ausbildung erfahren sollen, Leidtragende dieser Veränderungen sein werden.

Wir fordern daher, gerade im Blick auf die im Frühjahr anstehende erneute Überarbeitung des HRG:

* Die Rücknahme der Befristungsreglungen

* Die Schaffung von verlässlichen Übergangslösungen und

* Die Auflegung eines breit angelegten Förderprogramms für den wissenschaftlichen Nachwuchs (z.B. Fiebiger-Professuren)

Bochum, 25. Februar 2002

Dr. Norbert Friedrich
Dr. Ulrike Schuler
Dr. Elke Toenges

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Dr. Norbert Friedrich
Ruhr-Universität Bochum
Evangelisch-theologische Fakultät
Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre
44780 Bochum
Telefon: 0234/3226875
Fax: 0234/3214106


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: "Norbert Friedrich" <norbert.friedrich@ruhr-uni-bochum.de>
Subject: Stellungnahme des Mittelbaus der Evangelisch-theologischen Fakultät
Date: 06.03.2002