Zur Zeit erleben wir eine dramatische Situation, was den sogenannten "wissenschaftlichen Nachwuchs" betrifft: Er wird, soweit ein paar formale Bestimmungen erfüllt sind, "verschrottet". Betroffen sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die auf Projektstellen habilitieren oder die Habilitation bereits hinter sich gebracht und ein Anschlußprojekt gefunden haben. Geschichtsvergessene Politikerinnen und Politiker schaffen das Faktum einer "übersprungenen Generation" - ein Terminus der Weimarer Schlußphase.
Jetzt hat Ulrich Herbert / Freiburg in einem Artikel in der "Süddeutschen" die Öffentlichkeit alarmiert. Es wäre zu hoffen, daß nun eine Debatte entsteht, die dazu führt, jenes inhumane Gesetz zu kippen. Es bewegt sich auf dem Pfad einer Wissenschafts- und Universitätspolitik, die über weite Strecken als Verrat am Nachwuchs zu bezeichnen wäre. Freilich gab es seit Beginn des 19. Jahrhunderts immer wieder Phasen kurzer Ausnahmen: Eine Gruppe wurde gehätschelt, die andere "verschrottet". Unter dem Motto "divide et impera" konnte sich 'die Politik' in der Regel darauf verlassen, daß keine starke Gegenbewegung einsetzte.
Ulrich Herberts Artikel bringt vielleicht eine solche Gegenbewegung zustande. Was aber zeichnet sich mit dem Brief von Guido Müller ab? Zank. Er wirft dem Freiburger Kollegen vor, zu spät aufgewacht zu sein.
Gratulor! Wo - um "1968er"-Termini zu nutzen - "Solidarität" und "gemeinsame Interessenvertretung" verlangt wären, streiten wir uns. So hat es immer funktioniert ...
Dr. Claudia Althaus / Prof. Dr. Bernd-A. Rusinek
Universität Siegen, Fachbereich 1
57068 Siegen