Liebe Listenmitglieder,
in der Schweiz war bis Mittwoch, den 14. April praktisch Alfred Toepfer ein unbeschriebenes Blatt. Die unabhaengige Historikerkommission der Stiftung FVS, der auch der renommierte Basler Historiker Georg Kreis angehoert, die u.a. den aus dem Elsass erhobenen Vorwuerfen wegen der braunen Vergangenheit Toepfers nachgehen soll, hat nach ueber zweijaehriger Arbeit noch immer keine Resultate vorlegen koennen. Angesichts der Dringlichkeit dieser im Anhang dokumentierten parlamentarischen Anfrage an die Regierung des Kantons Basel-Stadt bezueglich der auswaertigen Kulturpolitik der Stiftung FVS des Hamburger Unternehmers Alfred Toepfer bitte ich diejenigen, die wissenschaftliches Dokumentationsmaterial fuer eine elektronische Dokumentation zur Verfuegung stellen koennen, sich an die folgende email zu wenden: ISRANEWSBASEL@datacomm.ch
oder
Lokalredaktion Israelitisches Wochenblatt Basel
z.Hd. Herrn Schlomoh Gysin
Fax: 061 272 57 78
Die in der Interpellation genannte Fernsehsendung ist als Videoband zu beziehen bei TeleBasel Tel.: 0041 61 226 95 95.
Am 17.3.1999 hat Tele Basel ueber die NS-Vergangenheit der Stiftung FVS (Freiherr vom Stein) und der Johann Wolfgang Goethe-Stiftung des Hamburger Unternehmers Alfred Toepfer berichtet. Am 17.4.1999 soll nun der Mozart-Preis der Johann Wolfgang Goethe-Stiftung durch die Universitaet Innsbruck an einen Schweizer Dirigenten verliehen werden, den in den 40er Jahren der Propagandamaler Hubert Lanzinger erhielt. Daraus koennen der Schweiz und dem Kanton Basel-Stadt weiterer Schaden aus den kulturpolitischen Einfluessen ehemaliger reichsdeutscher Kulturpropaganda erwachsen. Ich bitte die Regierung, folgende Fragen zu beantworten:
1. Trifft es zu, dass die seit 1968 in Basel angesiedelte Johann Wolfgang Goethe-Stiftung bereits seit 1935 existiert und vom Hamburger Unternehmer und NS-Taeter Alfred Toepfer bzw. dessen Stiftung FVS finanziert wurde?
2. Trifft es zu, dass die Goethe-Stiftung wichtige nationalsozialistische Persoenlichkeiten bzw. dem Nationalsozialismus nahestehende Kulturschaffende mit sogenannten Kulturpreisen auszeichnete und Alfred Toepfer die auswaertige Kulturpolitik des Dritten Reiches und der Bundesrepublik Deutschland in den Nachbarstaaten durch verschiedene Kulturpreise finanzierte, um teilweise auch gegen die Schweiz nationalsozialistische Kulturpropaganda zu treiben? Welche Preise wurden und werden in der Schweiz an den Universitaeten durch eine Toepfer-Stiftung vergeben?
3. Trifft es zu, dass 1938 der damalige Praesident der Goethe-Stiftung und Rektor der Universitaet Freiburg, der Geograph Friedrich Metz, "juedisch versippte" Kollegen, unter anderem einen bekannten Bachforscher, denunzierte und aus dem Amt vertrieb und zu einer politischen Beratergruppe aus Kulturwissenschaftlern gehoerte, die im Zweiten Weltkrieg Kulturgutraub betrieb und der wissenschaftlichen Beihilfe zum Holocaust bezichtigt wird?
4. Ist der Regierung bekannt, dass im Elsass der durch die dortige Universitaet vergebene Strassburg-Preis, den ebenfalls die Stiftung FVS finanziert, durch Initiative der ehemaligen Strassburger Oberbuergermeisterin Frau Trautwein auf unbefristete Zeit ausgesetzt wurde, bis die Vergangenheit der Stiftung FVS aufgeklaert ist?
5. Ist der Regierung bekannt, dass der Hamburger Unternehmer Alfred Toepfer trotz seiner NS-Vergangenheit die Ehrendoktorwuerde der Universitaet Basel in den 70er Jahren erhielt? Wie laesst sich diese Verleihung mit den humanistischen Zielen der Universitaet vereinbaren? Was tut die Regierung, um zu verhindern, dass weitere Auszeichnungen im alten Geist vorgenommen werden? Ist die Regierung bereit, sich dafuer einsetzen, dass die Preisvergabe des Burckhardt und Mozart-Preises ausgesetzt wird, bis die NS-Vergangenheit dieser Stiftungen geklaert ist?
Diese Interpellation wurde am 12.4.1999 von PD Dr. Ueli Maeder im Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt eingereicht."
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