Diese Debatte um die NachwuchshistorikerInnen betrifft sehr viele von uns. Ebenso vielfaeltig sind auch die Meinungen. Hat H-Soz-u-Kult auch Platz fuer Folgendes?
Ohne nun die Debatte von Anfang an verfolgt zu haben, moechte ich doch ein paar Worte in die Runde werfen. - Kurz angemerkt: die unten angefuehrte Adresse sollte nicht darueber hinweg taeuschen, dass viele von uns, so eben auch ich, auf befristeten Stellen sitzen, und damit frueher oder spaeter wieder in die Arbeitslosigkeit entlassen werden. - Doch nun zur Sache.
Wir Kultur- und GeisteswissenschaftlerInnen sind nun mal nicht im gleichen Masse fuer den "freien" Arbeitsmarkt verwertbar wie jene Abgaenger aus den technischen, naturwissenschaftlichen oder solchen dienstleistenden Studiengaengen wie der Medizin und der Rechtswissenschaft. Wenn ein Studierender der Juristerei oder der Oekonomie neben dem Studium in einer Kanzlei, bei einer Versicherung oder Aehnlichem arbeitet, ist das doch nur adaequat. Dafuer werden sie ja schliesslich ausgebildet. Die Zeiten, wo ein Oekonom noch nach den Gesetzen suchte, die das Elend des Daseins erklaerten oder gar zu beheben versprachen, scheinen schon laenger passe zu sein.
Wissenschaft ist heute mehr denn je anwendungsorientiertes Wissen, weshalb die eben genannten Disziplinen zunehmend den Charakter von Berufsausbildungsgaengen annehmen und nur noch fuer einen geringen Prozentsatz ihrer Studierenden den Stachel des staendigen Fragens und Suchens und unbedingten Wissens-Wollens in sich tragen. Aber dies ist nicht zuletzt ein Resultat unserer so und nicht anders organisierten Lebenswelten! Universitaeten sind somit zum guten Teil immer auch Ausbildungsstaetten fuer das praktische Leben. Nebenbei fungieren sie aber weiter als Brutstaette ruehriger Geister, so sie sich nur ruehren moegen. Zugegeben, nicht immer die Umtriebigsten sitzen da drin, gleichwohl sind die Plaetze besetzt, weil zugleich begehrt. Wir Geistes- und KulturwissenschaftlerInnen waeren nun aber schlecht beraten, wollten wir den Kadi anrufen, um dies zu aendern. Unsere Lebenswelten sind viel sehr vom Mammon beherrscht, als dass dieser nicht auch dort seine Spuren ziehen wuerde. Allerdings, das dauert. Gewiss. Doch bis dahin koennen wir - wie schon vorgeschlagen - unsere Faehigkeiten dem Markte anbieten. Historie laesst sich verkaufen, wie Hollywood ganz eindringlich immer wieder beweist. In unserer medialen Welt zeigen uns einmal mehr die Amerikaner, wo die Zukunft liegt. Dort unterrichten HistorikerInnen schon laenger Geschichte mittels Kinofilmen. Hollywood wird somit zur Geschichtswerkstatt, in der jedoch keineswegs HistorikerInnen, sondern Dichter und Marketingmanager die Geschichten schreiben. Sollten wir dass hinnehmen? Hollywood ist der Ort, wo wir endlich "Geschichte machen" koennen.
Warum also jammern? Historikerinnen und Historiker auf nach Hollywood!
Elfie Rembold
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