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Quelle - email <H-Soz-u-Kult>
From: Carsten Timmermann <timmermann@fs4.ma.man.ac.uk> |
Liebe Kolleginnen und Kollegen.
Wenn ich Dietrich Oberwitter richtig verstanden habe, so regt er an, dass internationaler Anschluss der deutschen Geschichtswissenschaften mit 'poststrukturalistischen Ansaetzen' zu erreichen waere, und dass der deutsche Hang zum 'Webertum' ein Hindernis waere.
Dazu einige Anmerkungen:
In der Wissenschaftsgeschichte wie in der Ethnologie ist die Foucault-Bonanza deutlich im Abklingen. Foucault wird kritisch rezipiert und kombiniert - zum Beispiel mit Weber. Wie das geht, und sogar sehr gut, hat m.E. Detlev Peukert in seinem Baendchen ueber 'Max Webers Diagnose der Moderne' gezeigt, und auch der Brite Bryan Turner hat in dieser Hinsicht gute Arbeit geleistet. Warum auch nicht, schliesslich spannen sowohl Weber als auch Foucault ihre Netze zwischen Nietzsche und Marx.
Man muss nicht jede Mode mitmachen, aber man sollte sie aufmerksam verfolgen. Ich wuerde die Schuld fuer die Isolation der deutschen Geschichtswissenschaft eher in der Borniertheit einer grossen Zahl deutscher Historiker (und nicht nur Historiker) sehen, gegen alles was nicht aus der grossen, deutschen Bildungstradition stammt. Das Festhalten an der 'Habilitation' zum Beispiel behindert den Austausch mit den angelsaechsischen Laendern. Wenn ein deutscher Forscher 'Postdoc' im Ausland ist, verliert er Zeit. Die Bildungssysteme sind nicht kompatibel genug, und im Moment sieht es ja nicht so aus als ob sich daran schnell etwas aendern wuerde.
Mit freundlichen Gruessen,
Carsten Timmermann
Centre for the History of Science, Technology and Medicine
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