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Quelle - email <H-Soz-u-Kult>
From: F. Josef Stauf <emabonn@t-online.de> (Ernst Moritz Arndt Gymnasium)
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Thema: Englische Sprache und Geschichte
Es ist ja schoen, wenn Historiker sich selbst Vertreter der Unterhaltungsbranche sehen und das Fach als Spass oder Hobby betrachten....na gut.
Als Historiker, der sein Geld in den Tiefen der gymnasialen Oberstufe verdient, zum Sprachthema einige Anmerkungen. Zurzeit fuehre ich einen Leistungskurs Geschichte zum Abitur, dessen Schulerinnen und Schueler zur Haelfte in der Sekundarstufe I bilingualen Geschichtsunterricht genossen haben. (Geschichte in englischer Sprache und mit englischen Schulbuechern). Ergebnis: Relevante Vorkenntnisse fuer meine Unterrichtsplanung gleich null, viel Wissen ueber englische Koenige und Kolonialtaten.
Unterrichtsplanung unserer Schule (grob vereinfacht)
Es liegt alles Wesentliche fuer den schulischen Hausgebrauch original oder uebersetzt in deutscher Sprache vor, englische Texte, die von mir eingebracht wurden, konnten kaum ansprechend uebersetzt werden ---trotz Englisch-Leistungskursteilnahme. Wenn schon Sprachkenntnisse, dann brauche ich eher Latein (13!), Franzoesisch oder Russisch. Wir haben viele ausserunterrichtliche Projekte gemacht (Lokalgeschichte, Archiv)...Da waeren eher Kenntnisse in Suetterlin, Fraktur angesagt! Die Zielvorstellung des GU ist doch eher nicht Unterhaltung-Luxus, sondern politische Bildung und Werteerziehung fuer deutsche und deutschsprachige auslaendische Schueler in einem Land 52 Jahre danach. Uebrigens hat mein LK an der Gedenksitzung des Bundestages am 27.Januar und anschliessender Diskussion im Wasserwerk in deutscher Sprache teilgenommen. Das ist mir zehnmal wichtiger als sozialstatistische Vergleiche ueber die Trinkwasserversorgung in Doerfern des 17. Jahrhunderts in englischer Sprache.
Anderer Aspekt: Globalisierung=englisch? Ist das nicht ein klein wenig Kulturimperialismus? Ich habe nichts gegen Globalisierung, bin eindeutig fuer universale Werte gegen die Vertreter des Multikulturalismus von rechts/islamisch/pseudolinks, aber das heisst nicht Einebnung aller regionalen Traditionen und Besonderheiten. Gerade davon lebt doch der Historiker und der Geograph und der Ethnologe.
Im World Wide Web gibt uebrigens doch auch die Wiederauferstehung kleiner Minderheitssprachen (Hunderte von Links habe ich schon gefunden, Online-Wörterbuecher in Walisisch, Irisch, Schottisch, Bretonisch, Occitanisch, Baskisch, Ladinisch, Letzebuergisch, Jiddisch...) Vielfaeltige Erscheinungsformen, aber universale Werte, so soll das World Wide Village aussehen. Englisch (oder eher Amerikanisch!) wird das Dorf-Suaheli sein, aber English ist doch sehr unpraezise: Bindungen oder Verbindungen nach West-Berlin?). Wir heben es hegelianisch auf.
mfg
F.Josef Stauf, OStR
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F. Josef Stauf
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