Anknuepfend an den Beitrag von Bodo Mrozek darf ich vielleicht auf meinen im September 1996 erschienenen Artikel hinweisen:

"Tabuzonen um Goethe und seinen Herzog. Heutige Folgen nationalsozialistischer Absolutismuskonzeptionen", In: Deutsche Vierteljahrsschrift fuer Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 70 (1996), S. 394-442.

Das Abstract lautet:

"NS-Historiker (vor allem Hans Tuemmler) stilisierten den Weimarer Herzog Carl August wegen seiner reichspolitischen Bestrebungen zum Vorgaenger Hitlers und verschwiegen in massgeblichen Forschungen und Editionen - auch in der Nachkriegszeit - die Weimarer Willkuer im Umgang mit kritischen Intellektuellen, was heute noch das Verstaendnis des politischen Goethe beeintraechtigt."

Hans Tuemmler, der im Januar im Alter von 90 Jahren gestorben ist, hatte fuer Historiker natuerlich nicht den Rang - geschweige die schulbildende Macht - eines Schieder oder Conze. Aber als wichtigster Nachkriegshistoriker zum Weimarer Herzog Carl August und zur amtlichen Taetigkeit Goethes besitzt er heute noch eine nicht zu ueberschaetzende Bedeutung fuer die in diesem Punkt recht ahnungslose Germanistik und fuer die deutsche Identitaetsbildung. Auch seine Vergangenheit ist nicht so belastet als die vieler Historiker, aber viel belasteter als er sie in seiner Autobiographie darstellte. Mein Artikel befasst sich vor allem mit der Rolle seines aus der NS-Ideologie erwachsenen Absolutismuskonzepts fuer seine Marginalisierung gewisser politischer Praktiken im 'klassischen' Weimar, unter anderem in seiner Editionspraxis. Das alles geht aus den von Tuemmler benutzten Dokumenten im Thueringischen Hauptstaatsarchiv Weimar sowie aus dem Briefwechsel zwischen Tuemmler und dem Heidelberger Historiker Willy Andreas aus der Arbeit am 'Politischen Briefwechsel des Herzogs und Grossherzogs Carl August' hervor.

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